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Die Lust am Gedicht

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Während das romantische 19. Jahrhundert die barocke Lyrik als zutiefst „emblematisch" fand, gewollt, ausgedacht, wurde sie im 20. Jahrhundert wiederentdeckt. Gerade ihre reizvolle, künstlichüberschwengliche Konstruktion und Wort-Rätselei begann zu faszinieren. Urs Herzog nun hat eine Einführung in das literarische, barocke Lebensgefühl vorgelegt. Er zeichnet diese Gedichtform als gesellschaftliche Gelegenheitslyrik. Das war Gebrauchsgedicht -sei es als Lob für Gott, als Lobgesang auf die Frau Venus, auf Natur und Festlichkeit. Die delecta-tio, also Ergötzlichkeit wurde von den Reimen auf den Tod ergänzt.

Der Autor entwirft das Panorama der Pegnitz-Schäfer und läßt neben Harsdörffer auch viele Unbekannte zu Wort kommen. Herzog hat Exempla zusammengetragen. Und auch die Krisis nicht unerwähnt lassen. Ob Analyse der Rhetorik, ob Gliederung der Motive, das Buch bleibt erfrischend, die Gedichte „Welt-Mu-sic". Johann Christian Günther schreibt:

Es schickt und reimt sich gar zu schön

Denn beide sind von gleicher Stärcke

Und spielen ihre Wunderwercke Mit allen, die auf Erden gehen.

Er sprach von Liebe und Tod. Nachwirkungen sind zu vermelden bis Rilke und Hesse und bis zur österreichischen Avantgarde.

DEUTSCHE BAROCKLYRIK. Von Urs Herzog. C. H. Beck, München 1979, 192 Seiten, öS 187,20.

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