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Die Pfostenspeicher von Grassnitz

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In der Holzarchitektur zählt die Pfahlbauweise zur ältesten und urtümlichsten aller überlieferten Bautechniken. Zu den Restbeständen dieser archaischen Bauart gehören Pfostenspeicher, Pfostenscheunen und Pfostenstadel, die heute nur noch in wenigen Gebirgstälern zu finden sind, Bauten, die auf Holzsäulen gestellt sich über dem Erdboden erheben, wie etwa die noch erhaltenen Kornspeicher der Schweiz und einige wenige in Südtirol, im Aostatal, in Hochsa-voyen und im Böhmerwald.

Am wenigsten bekannt und gewürdigt waren bisher die österreichischen Pfostenspeicher und Pfostenscheunen, die um die Jahrhundertwende noch im ötz- und Pitztal in der mittleren Steiermark und im östlichen Teil Kärntens vorkamen. Das kleine Bauerndorf Grassnitz (Gemeinde Aflenz-Land) im Weichbild des Hochschwabs hat noch ein halbes Dutzend der sehr selten gewordenen Pfostenspeicher bewahrt.

Diese hölzernen Speicherbauten, bis 300 Jahre alt dienten als Vorratskammern zur Aufbewahrung von Brot, Rauchfleisch und Speck sowie zur Lagerung des gedroschenen Getreides. Die Blockbaukästen dieser Speicher wurden deshalb mit besonderer Sorgfalt aus kantig gehauenen Balken gezimmert und mit glatt verkämmten Eckverzinkungen ausgestattet. Zum Schutze vor Bodenfeuchtigkeit und vor Feldmäusen ist das Blockgehäuse gestelzt: es ruht auf einem Ständergerüst auf vier oder/ sechs vierkantigen Holzsäulen. Die Eingangstür des Speichers ist nur über eine Außentreppe zu erreichen. Oft befindet sich vor der Eingangstür noch eine kleine Galerie (Söller), die zusammen mit der Freitreppe eine malerische Einheit bildet Das Dach des mittelsteiri-schen Pfostenspeichers, ein steiles Satteldach, ist haubenartig mit maßvollen Dachvorsprüngen über das Blockgehäuse des Speichers gesetzt. Die Dacheindeckung besteht aus Bretterschindeln. Stoh-gedeckte Speicher dieser Gegend besitzen unter der Strohhaut zusätzlich noch eine dichte Verschalung aus dicken Brettern. Zum Schutze gegen Feuergefahr stehen sie stets in freier Lage, in gewisser Entfernung vom Wohnhaus und ,den übrigen Wirtschaftsgebäuden. Sie galten als „Schatztruhen“ des Hofes und sichtbare Zeichen des Besitzerstolzes.

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