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Die Proben sind das Aufregende

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„Das wichtigste am Theater waren mir immer die Menschen", bekannte Karl Paryla. Der österreichische Schauspieler und Regisseur war in seinem fast 70jährigen Theaterleben mehr im Ausland als zu Hause tätig. Jetzt präsentierten Otto Schenk und Evelyn Deutsch-Schreiner die Biographie „Karl Paryla - Ein Unbeherrschter". Was die Dramaturgin und Theater-

wissenschaftlerin vorlegt, ist aber weit mehr als eine Biographie. Es ist ein Buch über das deutschsprachige Theater seit den zwanziger Jahren und eine Geschichte seiner Schauspieler. Im Zentrum des Bandes steht die kompromißlose Persönlichkeit Karl Pary-las, seine Einstellung zur Kunst und zu den Menschen. Zahlreiche Zitate zeigen, daß es Paryla darum geht, „auf der Bühne Partei (zu) ergreifen für die Idee des Menschen"; daß er sich immer bewußt war, daß „ein Künstler sich überlegen muß, für wen er arbeitet" und „sich nicht benutzen lassen darf wie ein Kuh, die man aus dem Stall herauszieht und melkt".

Die Autorin liefert spannende Hintergrundberichte dazu: über das Theater der Weimarer Republik (Paryla spielte von 1926-33 an vielen deutschen Bühnen), das Wiener Theaterleben von 1933-38, das legendäre En-' semble des Schauspielhauses Zürich, zu dem er 1938-45 zählte. Nicht minder aufschlußreich ist die Schilderung vom Theaterleben und der Kunstpolitik im Nachkriegs-Wien.

Faszinierend das letzte Kapitel: Es ist ein „ungeschriebenes Buch" Pary-las über Proben, Sprache, Test, Bewegung, Spielweise. Denn bei der Probe „wird Leben Theater und Theater Leben".

KARL PARYLA - EIN UNBEHERRSCHTER. Von Evelyn Deutsch-Schreiner mit einem Vorwort von Otto Schenk. Otto Müller Verlag, Salzburg 1992. 202 Seiten, öS 320,-.

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