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Die Sänfte

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Die Ehe ist eine Sänfte, ein Beförderungsmittel, das nicht gerade für das zwanzigste Jahrhundert gedacht war. Soll es keine Sklaven und keine Untertanen geben, kann man mit einer Sänfte nicht viel anfangen.

Und was sollen zwei Menschen

mit einer Sänfte tun? Wollen sie beide sitzen, kommen sie nicht vom Fleck. Wollen sie beide tragen, kommen sie zwar fort, aber wozu brauchen sie das Gestell mitschleppen, in dem keiner sitzt?

Einer kann den anderen dazu bringen, er soll allein tragen, damit schafft man aber nicht viel, die Sänfte braucht zwei Träger. Ab und zu kann sich einer der Partner in der Sänfte fahren las-

sen, wenn sich ein Dritter findet, der mitmacht.

Unser Jahrhundert hat die Sänfte geerbt, ein schweres, antiquiertes Stück, und kann es nicht wegschmeißen. Zumal es noch kein besseres Beförderungsmittel für unsere Kinder hat.

Wenn Kinder oben sitzen, hat die Sänfte einen Sinn, obwohl sie auch dadurch nicht moderner wird. Sie hat keine Automatik eingebaut, sie funktioniert nur, wenn sich beide Träger dauernd voll einsetzen, gleiche Kräfte haben, die gleiche Richtung und den Schritt halten. Erst wenn sie das alles schaffen, sind sie richtige Kulis.

Ich würde gerne noch hundert Jahre auf Mondflüge verzichten, könnte man mit den für die Raumfahrt bestimmten Mitteln ein Vehikel für die Kinder bauen, das moderner wäre als die alte Sänfje.

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