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Die Schulmeister

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Der amerikanische Senat hat zweimal innerhalb weniger Tage Eigenleistungen an fremdes Wohlverhalten gekoppelt. Er hat das Waffenembargo gegen die Türkei aufgehoben, wenn sich Fortschritte bei der Beilegung des Zypernkonfliktes zeigen. Er wird die Handelsblockade gegen Rhodesien lockern, wenn dort eine frei gewählte Regierung installiert ist. Präsident Carter wird außerdem erst dann wieder Computeranlagen an die Sowjetunion liefern lassen, wenn dort die Welle der Prozesse gegen die Dissidenten vorbei ist (und die Bürgerrechtskämpfer alle in Arbeitslagern stecken).

Nun mag jede dieser Maßnahmen ihre Berechtigung haben, sie passen auch alle recht gut zu Carters Auffassung von ,moralischer Politik”. Sie können aber auch erklären helfen, warum die Amerikaner, die so viel geholfen haben, wie niemand sonst, bei den Empfängern ihrer Hilfe in aller Welt so unbeliebt sind. Kein Staat läßt sich gerne vorschreiben, was er zu tun und lassen hat. Das amerikanische System von Belohnung und Bestrafung wirkt zu schulmeisterlich, als daß die, denen es gilt, sich als ernstgenommene Partner fühlen könnten.

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