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„Dipl Ing. (FE) " ante portas

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Schon 1994/95 sollen die ersten Fachhochschulen in Österreich ihre Pforten öffnen, um Akademiker mit mehr Praxisbezug auszubilden.

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Schon 1994/95 sollen die ersten Fachhochschulen in Österreich ihre Pforten öffnen, um Akademiker mit mehr Praxisbezug auszubilden.

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Die Frage, wer das alles bezahlen wird, ist zwar meist noch offen, aber trotzdem werden in Österreich schon fleißig Fachhochschulen (FURCHE-Dossier Nr. 46/1992) geplant. Mit 1. Oktober ist das Bundesgesetz über Fachhochschul-Studi-engänge (FHStG) in Kraft getreten. Am 21. Oktober wird sich in Wien der lököpfige Fachhochschulrat, der über die Anerkennung solcher Einrichtungen zu befinden hat, konstituieren. Wissenschaftsminister Erhard Busek hat im Einvernehmen mit Unterrichtsminister Rudolf Schölten den Grazer Ordinarius für Geodäsie und Photogrammetrie, Günther Schelling (TU Graz), zum Präsidenten und Gerald Badurek, Dozent für Nukleare Festkörperphysik (TU Wien), zum Vizepräsidenten dieses Gremiums bestellt.

Daß Techniker gewählt wurden, ist kein Zufall, wenn man die voraussichtlichen Berufsfelder von Fachhochschul-Absolventen ansieht und weiß, daß es auch darum geht, HTL-Absolventen durch solche Kurse zur Europareife zu verhelfen. Günther Schelling betont, daß zum Unterschied von den herkömmlichen disziplin-orientierten Studiengängen an den Unviersitäten, die entlastet werden sollen, fächerübergreifend und sehr praxisbezogen ausgebildet werden soll. Der Bedarf dürfte im technischen Bereich (vor allem in Fertigungsautomatisierung, Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik), aber auch in den Sektoren Wirtschaft und Soziales (etwa im „qualifizierten Pflegebereich", wie Schelling ausführt) am größten sein. Mit konkreten Projekten wird sich

der Fachhochschulrat erst ab dem 21. Oktober befassen.

In Niederösterreich will sich die dortige ÖVP, wie eine Enquete am 6. Oktober zeigte, Rheinland-Pfalz zum Vorbild nehmen. Dort besteht eine von der öffentlichen Hand finanzierte Fachhochschule mit mehreren Abteilungen in verschiedenen Städten, ein Modell, das dessen Kanzler Dieter Eckert bei der Enquete erläuterte. Im Land unter der Enns ist noch offen, wie weit hier das „schwarze" Land und die beiden „roten" Städte Sankt Pölten und Wiener Neustadt, die gemäß einer Studie von Rainer Mikulits als erste Standorte am geeignetsten wären, kooperieren werden.

Daß das Wiener Neustädter Projekt (Elektrotechnik und Betriebswirtschaft) bereits sehr weit gediehen ist, bestätigt Elsa Gundacker-Hackl vom Wissenschaftsministerium. Gute Chancen, bald, vielleicht sogar schon im Studienjahr 1994/95, den Betrieb aufnehmen zu können, haben auch Projekte in Wels (Automatisierungstechnik), im Mühlviert-ler Hagenberg (Informatik), in Wien (Elektrotechnik, Tourismus), in Krems (Tourismus) und in Eisenstadt (Betriebswirtschaft). Dazu kommt wohl eine Umwandlung des von der TU Graz initiierten Studienversuchs „Fertigungsautomatisierung" am „Technikum Vorarlberg" in Dornbirn, der bereits 1989 als Probelauf für eine österreichische Fachhochschule errichtet wurde.

Günther Schelling macht ohne Bezug auf konkrete Projekte kein Hehl daraus, daß er von einer Standortwahl aus politischen Gründen wenig hält: „Bedarf, Akzeptanz und Qualität sollten entscheidend sein." Er sieht es als großen Vorteil, daß das Gesetz Initiativen „von unten,

von der Basis her" vorsieht, weil dies eine höhere Identifikation der jeweiligen Region mit der Bildungseinrichtung Fachhochschule erwarten läßt Damit sich bei der Finanzierung einer Fachhochschule auch Vater Staat, dessen Kassen bekanntlich ziemlich leer sind, beteiligt, ist nämlich nicht nur ein sinnvolles Studienangebot, sondern auch eine solide Basisfinanzierung nötig, die meist eine kräftige Unterstützung der betreffenden Gebietskörperschaft und in Zukunft wohl auch Studiengebühren erfordert.

Für Niederösterreich sieht es der stellvertretende VP-Landesparteiob-mann Wolfgang Welser als wichtiges Anliegen an, „so schnell wie möglich" Fachhochschulen zu errichten, wobei er solche Anstalten erst ab 1.500 Studenten für rentabel hält und daher zunächst hinsichtlich des Einzugsgebietes nur Sankt Pölten und Wiener Neustadt Chancen gibt. Man ist sich aber dessen bewußt, daß auch Krems, Mödling, Hollabrunn, Mistelbach, Amstetten und Traiskirchen schon teils sehr interessante Pläne schmieden.

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