7214830-1992_45_12.jpg
Digital In Arbeit

Dokumente aus schlechten Tagen

Werbung
Werbung
Werbung

Im letzten Jahrzehnt vor dem Zusammenbruch des Kommunismus in Slowenien erschienen einige früher lange verbotenen Werke, die sich mit der Unterdrückung der Andersdenkenden in der Zeit der folgenschweren jugoslawischen Abkehr von der UdSSR (1948), nicht aber von den politischen Praktiken des Stalinismus beschäftigen. Die Bücher der Autoren Vitomil Zupan („Levitan"), Branko Hofman („Die Nacht bis zum Morgen") oder Marjan Rozanc („Die Verbecher") gehörten in den Rahmen der sogenannten „Gefängnisliteratur" und konnten in der letzten Periode des slowenischen Kommunismus als aktuelle Kritik am gesellschaftspolitischen Dogmatismus eine bedeutende bewußtseinsbildende Rolle spielen.

Auch der Roman „Sterben auf Raten" von Igor Torkar, der (Originalausgabe 1984) jetzt auf Deutsch vorliegt, liest sich als eine quasi „sozialistische" Version der Protestliteratur. Der Autor thematisiert in seinem in Slowenien viel beachteten Roman die sogenannten „Dachauer Prozesse", denen unter anderem auch er zum Opfer gefallen war. Die politische Polizei montierte die Prozesse gegen die Verfolgten des Dritten Reiches mit falschen Zeugenaussagen und erpreßten Geständnissen, was für manche tödlich endete.

Die bittere Realität im Roman wird mit authentischen Dokumenten belegt, die sich heute als Merkmale des politischen Verbrechens, als Dummheit und ideologische Verbohrtheit, aber auch als Auswüchse eines kranken Gehirns lesen. Die traurige Geschichte erscheint in diesem Werk der neueren slowenischen Literatur reflektiert, bietet sich als Mosaik aus verschiedenen Einzelepisoden dar.

STERBEN AUF RATEN. Von Igor Torkar. Drava Verlag, Klagenfurt 1991.380 Seiten, öS 278,-.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung