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Dorfanatomie

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Modeschriftsteller gibt es auf ver­schiedenen Ebenen. Nimmt auf dem Niveau des Spannungsromans mit politischem Akzent die Agenten­story breiten Raum ein, so domi­niert derzeit auf dem Gebiet an­spruchsvoller Prosa (aber auch beim Drama) ein in früheren Zeiten kaum vorstellbarer, radikaler Pessi­mismus. Klagen und Anklagen wer­den stilistisch extrem artikuliert.

Der 1953 geborene Bauernsohn aus Kärnten, Josef Winkler, vermag solchen Zeitgeist auf erstaunliche Weise zu entsprechen und hat mit

zwei Romanen nicht nur auf Anhieb den prominenten Verlag Suhrkamp gefunden, sondern ist für jeden preisgekrönt worden!

Der erste, „Menschenkind“ (1979), wurde mit dem „Preis der Klagenfurter Jury des Ingeborg- Bachmann-Preises“ ausgezeichnet, und „Der Ackermann aus Kärnten“ (1980) bekam unlängst den „Wild- gans-Preis 1980 der österreichi­schen Industrie“.

Bemerkenswert die Zusammen­setzung der Jury: Wolfgang Kraus (österreichische Gesellschaft für Literatur), Wendelin Schmidt- Dengler (Hochschullehrer), Volk­mar Parschalk (ORF/Kultur).

Der Autor sagt auf S. 2 seines neuen Romans, daß er die „Anato­mie unseres Dorfes“ vorfiihrt: Haus für Haus skelettiert, anatomisch präpariert, mikroskopiert, von ei­nem Vielbelesenen, der Camus, Sartre, La Rochefoucauld und an­dere Skeptiker im Kopf hat und zi­tiert.

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