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Drang nach Osten

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Ein Buch über deutsche Ostsiedlung im Mittelalter zu schreiben, könnte ein Tritt ins Fettnäpfchen sein. Dieses Problems ist sich Charles Higounet bewußt, wenn er in diesem Zusammenhang schreibt, daß „der Drang nach Osten eine Realität war, deren Existenz man schwerlich bestreiten kann“.

Higounet hat als Kriegsgefangener 1940 selbst unter diesem imperialen „Drang nach Osten“ zu leiden gehabt. Als Historiker ist er bemüht, in der emotionell geführten Diskussion über dieses Kapitel europäischer Geschichte nicht Partei zu ergreifen. Er schreibt: „Der mittelalterliche Vorgang (der Ostsiedlung) war frei von Ideologie. Dennoch muß man unterscheiden zwischen den militärischen Unternehmungen und dem Zug der Bevölkerung, der Ostbewegung, einer Wanderbewegung, die Teil der europäischen Bevölkerungsexplosion des 11. bis 13. Jahrhunderts ist. Erst der Gebrauch, der davon im 19. und 20. Jahrhundert durch die verschiedenen Regierungen und nationalen Bewegungen zu politischen Zwecken gemacht wurde, ließ dieses mittelalterliche Phänomen zu Ideologie werden.“ Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

Das Buch ist eine detaillierte Beschreibung der deutschen Ostsiedlung und dient dem besseren Verständnis der historischen Wurzeln der europäischen Katastrophen in diesem Jahrhundert.

DIE DEUTSCHE OSTSIEDLUNG IM MITTELALTER. Von Charles Higounet Siedler Verlag, Berlin, 1986. 405 Seiten, öS 764,-.

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