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Dreigroschen-DADA

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Nicht nur theaterhistorische Neugier, sondern auch breites Publikumsinteresse hätte die österreichische Erstaufführung von Walter Semers „Posada oder der große Coup im Hotel Ritz" im Grazer Schauspielhaus verdient. Dem 1889 in Karlsbad geborenen (und im KZ umgekommenen) Mitbegründer des DADA ist mit dieser Gaunerkomödie vor 65 Jahren ein ganz eigenartiges, hochartifizielles Szenenprodukt rund um einen Kriminalfall geglückt, dessen Wiederbelebung durchaus gerechtfertigt erscheint.

Die Erwartungshaltung des Publikums wird ständig geschürt, aber nicht befriedigt; das fällt jedoch nicht ins Gewicht, weil die Handlung selber nicht interessiert und deren kapillare Verzweigungen kaum durchschaubar sind. Beachtenswert aber ist das raffiniert verschlüsselte Gemisch aus Rotwelsch, Lautmalerei und allerlei verfremdeten Idiomen einer fiktiven Internationalität im Ganoven-Milieu der „Dreigroschenoper": eine interessante akustische Folie für die bal-lettöse Künstlichkeit pseudo-veristi-scher Gesten und Bewegungen.

Im Grazer Schauspielhaus hat der Regisseur Christian Elbing trotz achtbarer Darstellerleistungen infolge einfallsloser szenischer Wiederholungen leider nur einen durch Langeweile getrübten Achtungserfolg erreicht.

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