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Egon Friedeil neu gesehen

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Nach den vielen Beiträgen Heribert Illigs widmete sich nun auch der Wiener Germanist Roland Innerhofer der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Lebens und Werkes Egon Friedeiis.

Zu Beginn seines Buches schildert er minuziös den aktuellen Foschungs-stand und listet dabei vor allem die vielen Defizite und faktischen Irrtümer der bisherigen Editionen und fast ausschließlich panegyrischen Sekundärliteratur auf.

Im biographischen Kapitel zeigt der Autor erstmals in aller Schärfe und in genauen Textanalysen Friedells unverhüllte Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg, seine Verherrlichung des Deutschtums, seinen virulenten Antisemitismus und überhaupt seine „Berührungspunkte mit der faschistischen Ideologie" auf. Alle diese Züge sowie eine „ideokratische Verabsolutierung des Geistigen" und ein „impressionistischer Historismus", indem sich „das Konzept der Universalität mit dem der Subjektivität" verbindet, treten in der „Kulturgeschichte der Neuzeit" offen zutage.

Ihrer Rezeptions- und Publikationsgeschichte sind weitere Kapitel gewidmet, und ihr großer zeitgenössischer Erfolg sind nach Innerhofer nicht zufällig „für die geistige Situation der Zeit symptomatisch".

Die tragische Verstrickung aufzuzeigen, wie sehr gerade der zum Protestantismus konvertierte Jude Egon Friedeil, dessen Leben als Opfer der Nazis endete, zu einem der ideologischen Vordenker des Nationalsozialismus wurde, ist das große Verdienst dieses Buches, mit dem eine wichtige Forschungslücke der österreichischen Geistesgeschichte geschlossen wurde.

KULTURGESCHICHTE ZWISCHEN DEN BEIDEN WELTKRIEGEN: EGON FRIE-DELL. Von Roland Innerhofer. Böhlau Verlag, Wien/Köln 1990. 177 Seiten, öS 294,-

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