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Ehrenrettung

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Marc Günthers Inszenierung von Karl Schönherrs „Weibsteufel” in der Grazer „Thalia” verhilft dem Werk deutlich zum Ausstieg aus dem Ghetto des Volkstums- und Heimatkitsches, in das ein ungerechtes Verdikt es verbannt hatte. Ibsen und Strind-berg stehen hinter Struktur und Inhalt. Der Betrüger wird zum Betrogenen, der Betrogene zum Betrüger; das als halber Mensch eingestufte Weib („Wir Weiber sind ja nur halbe Leut”) wird zum ganzen Dämon; das Instrument, der Köder, den die anderen benützen, befreit sich todbringend aus der Rolle der „Sache”.

Die Inszenierung vermeidet Exlbüh-nen-Schwere ebenso wie allzu glatte Aktualisierung. Vor düsterem Abendrot, bei schwermütigen Harmonikaklängen und in einem nicht näher definierten Kunstidiom steigert sich das genial knappe Ehedrama von unterspielter Alltäglichkeit über (dem Zeitgeschmack dienende) deutliche Hantierungen im Sexualbereich zur unabwendbaren, .durch bacchantisches Csardas-Treiben eingeleiteten tödlichen Katastrophe.

Rosa Jett, Lukas Holzhausen und Gerhard Hermann beweisen souverän und leidenschaftlich die ungebrochene Stärke dieses Stückes.

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