Hans Magenschab ist einer von jenen nicht allzu zahlreichen Österreichern, die den Eisernen Vorhang, welcher durch Jahrzehnte die Völker Mitteleuropas trennte, nie als eine „Mentalitätsschranke" anerkannt hat. Früh interessierte er sich für die Völker von „ drüben", aus deren Mitte doch gar nicht selten die Großväter oder Großmütter der heutigen Österreicher entstammten. Eine Disposition für die Spurensuche, welcher das vorliegende Buch seine Entstehung verdankt, war also gegeben.
Wenige Monate, nachdem der Stacheldraht gefallen war, rückte der Autor in einer Prager Tageszeitung ein Inserat ein, in dem er tschechische und slowakische Leser bat, in ihren Familienalben nach typischen Bildern aus der Welt von gestern zu suchen. Das Ergebnis war überwältigend. Die mehr als tausend Zusendungen konnten nur mit Hilfe seines bereits der Computergeneration zuzurechnenden Sohnes bewältigt werden. Die Auswahl war schwierig. Das Ergebnis, sorgfältig aufbereitet und klug kommentiert, liegt vor. Ein Buch, wohlgeeignet als Weihnachtsgeschenk - aber vor allem auch zum Nachdenken anregend.
Wenn wir wissen, woher wir kommen, sollte es auch nicht schwer fallen, den richtigen Kurs für die Zukunft zu erkennen. Nicht „Go West" sei die Devise, sondern geradeaus vorwärts zu jener „Rekonstruktion Mittereuropas" , ohne die auch unser sich einigender Kontinent leicht aus dem Gleichgewicht geraten könnte.
DIE WELT DER GROSSVÄTER. Böhmen-Mähren-Slowakei. Das österreichische Familienalbum. Edition S, Wien 1990. 224 Seiten, zahlreiche Abbildungen, öS 398,-.