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Ein Endspiel

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(Schauspielhaus Graz; „Ein Morgen gibt es nicht" von Julien Green) Messina 1908, kurz vor dem großen Beben: eine verarmte großbürgerliche Gesellschaft in tatenlosen Gesprächen, „aufrechte Tote", eingeschlossen im Käfig ihres kleinkarierten Alltags und ihrer moralischen Defizienz - eine fast Tschechow'sche Bühnensituation. Bigotterie, Geiz, sexuelle Gier, Egoismus verdecken die innere Leere, bis derGreen'sche „Racheengel" erscheint - als ein Riß in der Mauer - und keiner mehr dem Höllensturz entrinnen kann.

Obwohl manches an diesem 1950 begonnenen, aber erst dreißig Jahre später vollendeten Stück antiquiert und epigonal wirkt, kann man sich der Spannung nicht entziehen, mit der sich eine von Anfang an auf den Menschen lastende Bedrohung, eine scheinbar grundlose Angst, zum Entsetzen, das von innen kommt, verdichtet, bis der bourgeoise Totentanz im Blitz der Katastrophe endet. Trotz Christian Elbings eher durchschnittlicher Inszenierung, die sich mit bravem Nachvollzug des Textes begnügt, wurde die österreichische Erstaufführung zu beklemmend eindrucksvoller Mahnung.

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