Einer der großen Alten der ostdeutschen Literaturszene unternimmt den Versuch der Bewältigung jüngster Zeitgeschichte. Natürlich, Stefan Heym ist wie immer in schriftstellerischer Hochform. Und die meist ironisch geschilderten Begebenheiten über „gewendete" Stasi-Funktionäre, von westlicher Wirtschaftsmacht überrollten Ostbürgern oder einer entlarvenden Vernissage der Kunst-Wendehälse geraten ihm leicht und schlüssig von der Hand.
Kritik an den menschlichen und ökonomischen Zuständen im wiedervereinigten Land ist allemal angebracht und weiterhin nötig, aber Heyms in den Erzählungen zutage tretende Tendenz, die friedliche Revolution des Volkes ausschließlich zu der einer DM-Euphorie umzustilisieren, scheint einigermaßen fragwürdig. Umso-mehr, als der prominente Schriftsteller der EX-DDR ein mehr oder weniger offener Mitläufer des Regimes war. Wenn also auch in seinen brillanten Satiren viel Wahrheit stecken mag, man kann darüber nicht ganz froh werden.
AUF SAND GEBAUT. Sieben Geschichten aus der unmittelbaren Vergangenheit. Von Stefan Heym. C. Bertelsmann Verlag, München 1990. 104 Seiten, 14 Illustrationen, öS 171,60.