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Ein General an der Spitzet

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Der jugoslawische Ministerpräsident ließ schon im Frühjahr in mehreren Interviews durchblicken, das Militär einspannen zu wollen, sollten ihm die politischen Zügel aus den Händen gleiten. Den derben Ausspruch Branko Mikulics nahmen die meisten Jugoslawen damals gelassen auf.

So manchen Ausrutscher habe sich der Bosnier schon erlaubt. Zu oft habe er sich wie ein Elefant im Porzellanladen benommen.

Doch nun taucht das Wort .Militärputsch” wieder auf. Bedrohlicher als vor einigen Monaten. In der neuesten Nummer der Monatsschrift „Nova Revija” kommentiert Viktor Blasic eine Untersuchung des Londoner Instituts für strategische Studien von 1987, in der die Gefahr eines Putsches für möglich gehalten wurde, mit den Worten, daß mittlerweile diese Möglichkeit zur Gewißheit geworden sei.

Man kann nun einwenden, dies sei die private Meinung eines überspannten Laibacher Soziologen, der in die Belgrader Zentralregierung kein Vertrauen mehr hegtdie vollkommen verfahrene Situation in dem Vielvölkerstaat an der Adria zu meistern.

Und doch weiß man, daß hinter ,fJova Revija” der liberale Teil der slowenischen Parteiführung steht. Drückte also Blasiö nur das aus, was Reformpolitiker in Slowenien seit langem befürchten?

Denn während sich an den verkrusteten Machtstrukturen im zentralen Staats- und Parteiapparat seit Jahren . nichts verändert, löst in der nördlichen Republik eine Demokratisierungswelle die andere ab.

Nicht nur Regimekritiker wie Pavluiko Imüroviö sprechen von einem ,J?rager Frühling” in Slowenien. Sollte auch dieser Frühling mit Panzern niedergewalzt werden?

Und noch dies: Jugoslawiens Parteichef Bosko Kru-nic” ist innerhalb der kollektiven Führung ein kleiner Fisch. Hauptakteure der Politik sind aber Leute wie Stane Dolanc, Branko Mikuliö, General Mamula und Theoretiker wie Stipe Suvar.

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