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Ein Georg-Büchner-Verschnitt

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Am Großmutter-Märchen aus dem „Woyzeck" hängt Carl-Hermann Risse seine Grazer Inszenierung von Georg Büchners „Leonce und Lena" auf und gibt damit vor, die absolute Sinnlosigkeit und den Ekel vorm tödlichen Mechanismus des „Mühlwerks" Leben zu thematisieren. In einer mit quälender Bedachtsamkeit hergestellten Künstlichkeit, die selbst den Rüpelszenen einen hochartifiziel-len Anstrich verleiht, wird einem da süffisant und penetrant erläutert, wie wenig lustig doch dieses Lustspiel ist.

Ein Leonce (Gerhard Hermann) mit schlohweißem Haar, der vom Bek-kett-Greis zum Popbarden und wieder zurück mutiert, schreit oder murmelt die Büchner'sche „Langeweile" ins Parkett, bis sie dort so richtig zum Gähnen reizt. Es ist der übliche Verschnitt aus Gag-Geilheit, Minimal theatre, Zirkuslazzi, Körpersprachakrobatik und willkürlicher Textausdeutung. Eine auf drei lange Stunden zerdehnte Vorführung mimischer und choreographischer Einfälle als eine Art szenischer Meditation über ein Stück von Büchner. Und das ganze in einer trüben kubistischen Ödnis und in extra häßlichen Kostümen (Peter Schubert).

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