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Ein hartes Leben

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Unter den von Walter Kem-powski veröffentlichten Aufzeichnungen unbekannter Zeitgenossen, nehmen die Tagebuchblätter der Irene Zacharias einen besonderen Platz ein.

Als Kind einer Berliner Kleinbürgerfamilie wurde sie 1903 geboren, heiratete einen mecklenburgischen Bauern, der in ihr in erster Linie eine kostenlose Arbeitskraft sah, die er weidlich ausnützte — auch noch nach der Geburt ihrer vielen Kinder.

Zunächst paßt sich Irene der von ihr erwarteten „weiblich-die-nenden Rolle“ mit ihren Enttäuschungen, Verzichten und ermüdender Lebenskraft widerstandslos an. Erst im Zweiten Weltkrieg, in dem sie ihren Mann und ihren besonders geliebten ältesten Sohn verliert, beginnt für sie eine neue Lebensphase. Sie erfährt ganz auf sich gestellt die gnadenlose russische Besetzung ihrer Heimat und die Mißach-, tung ihrer Landsleute gegenüber einer alleinstehenden Frau.

Kempowski hat an der eigenwilligen, grammatisch fehlerhaften Erzählweise der Zacharias nichts geändert, Unmittelbarkeit und Anschaulichkeit des Berichtes einer Frau aus dem Volk wurden als ungewöhnliches Lebensund Zeitdokument gerettet.

MEINE SIEBEN KINDER UND DER LAUF DER WELT. Von Irene Zacharias. Albrecht Knaus Verlag, München 1986. 270 Seiten, Ln., öS 23230.

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