Von John Steinbeck, der zu den berühmtesten amerikanischen Naturalisten gehörte, legt der Diana Verlag, Zürich, eine Neu-Ausgabe seines Gesamtwerkes vor, in deren Rahmen kürzlich der Roman „Wonniger Donnerstag” erschienen ist: das wohl heiterste Buch des Autors, das bei aller Zeitkritik viel menschliches Mitgefühl zeigt, besonders für die Einzelgänger unserer Gesellschaft, die der Autor ins Herz geschlossen hat.Der unheldische Held der Geschichte ist „Doc”, noch bekannt aus Steinbecks „Die Straße der ölsardinen”. Melancholisch zurückgekehrt aus dem Zweiten Weltkrieg in
„Dieses Buch ist nicht von mir. Ich gebe nur weiter, was ich von anderen bekommen habe, die die Welt des Hopi-Volkes erforscht und beschrieben haben“, sagt die aus Bremen stammende Autorin Johanna Johansen über ihre Geschichte der jungen Hopi-India-nerin Polingaysi, die sie mit intuitivem Einfühlungsvermögen erzählt.Mit vierzehn Jahren verläßt Polingaysi ihr Hopi-Dorf, um in einer Schule der Weißen deren von der eigenen grundverschiedene Lebens- und Denkweise kennenzulernen: ein Weg voller Konflikte und Probleme. Schon als das junge Mädchen vier Jahre später in ihr Hopidorf
Von Graham Swift, 1949 in London geboren, für seine bisher erschienenen Romane von der in-und ausländischen Kritik emphatisch gefeiert, liegt nun auch der Roman „Ein ernstes Leben“ in deutscher Ubersetzung vor.Von außen betrachtet, ist die Geschichte des Normalbürgers William Chapman von keinen besonderen Ereignissen gezeichnet. Aber was alles verbirgt sich an inneren Erfahrungen hinter der oft banalen Existenz dieses einfachen Ladenbesitzers! Er heiratet eine reiche schöne Frau, die er liebt. Sie aber flüchtet sich in diese Ehe, um einem ihrer Herkunft entsprechenden Leben zu
Die 1885 geborene dänische Baronin Tania Blixen begann, wie sie einmal erzählt, auf ihrer Kaffeeplantage in Kenya zu schreiben, „um sich während der Regenzeit zu unterhalten“. Erst als sie 1931 infolge eines enormen Sturzes der Kaffeepreise ihre Farm aufgeben und nach Dänemark zurückkehren mußte, widmete sie sich intensiver der Schriftstellerei, in deren Mittelpunkt ihre afrikanischen Erfahrungen standen.Der Erlebnisbericht „Afrika, dunkel lockende Welt“ (inzwischen in viele Sprachen übersetzt, jetzt auch verfilmt) machte die literarisch interessierten Leser auf das
Im Rahmen seines umfangreichen Ubersetzungsprogramms von Werken der Colette legt der Zsolnay-Verlag nun eine Sammlung von Tiergeschichten der Autorin vor.Abgesehen von den Tierdialogen zwischen einer Bulldogge und einem Kater, und eines in der Sammlung „Friede bei den Tieren“ vor Jahrzehnten in deutscher Ubersetzung erschienenen Beitrags, sind alle hier veröffent-lichten Geschichten nun erstmals in deutscher Sprache zugänglich.In Colettes, von bedeutenden Schriftstellern ihrer Zeit viel bewundertes Einfühlungsvermögen in die Mentalität von Kindern, jungen Menschen und besonders
Joan Aikens Roman kreist um Episoden aus dem Leben der aus England stammenden Ellen Paget in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zunächst Lehrerin in einer Brüsseler Schule für „höhere Töchter“, lebt sie später als Gouvernante eines gestörten Kindes im eleganten Pariser Domizil des Comte de la Ferte, in dessen Salon sie berühmten Schriftstellern, Philosophen und Künstlern der Epoche begegnet und auch mit feministischen Problemen der Zeit konfrontiert wird.Ein Skandal im Hause führt das junge Mädchen in seine englische Heimat zurück, in der es in familiäre Schwierigkeiten gerät.
In einem alten Haus in Irland denkt Iris, die Heldin des Romans, über ihre Beziehungen zu Thomas nach, den sie unsäglich liebte und doch verlassen, aber nie vergessen hat. Nun ist er tot; aber in ihrep Gefühlen und Gedanken lebendiger denn je.Wie konnte das „endlose Glück“ ihrer Ehe zerbrechen, fragt Iris sich in imaginären Gesprächen mit ihrem ehemaligen Gatten, versucht im Erzählen der Geschichte ihrer Ehe eine Antwort auf diese Frage zu finden.Es war „ein angenehm sanftes Sklavendasein“, das Thomas ihr bescherte, auf das sie mit spontaner Unterwerfung reagierte, meint sie im
Eine hintergründige Geschichte, dieser Ausschnitt aus dem Leben der Schriftstellerin Edith Hope, den Anita Brookner in ihrem Roman „Hotel du Lac“ schildert. Ihre weder junge, noch besonders anziehende Protagonistin verläßt ihre englische Heimat, nachdem sie an ihrem geplanten Hochzeitstag davongelaufen ist. Um dem unvermeidbaren Skandal zu entgehen, zieht sie sich in ein ruhiges Hotel am Genfer See zurück, mit der Absicht, dort ihren neuen Roman zu vollenden.Doch dazu kommt es nicht. Edith, eine scharfe Beobachterin, gerät nicht nur in den Sog der Menschen, denen sie im Hotel begegnet
Unter den von Walter Kem-powski veröffentlichten Aufzeichnungen unbekannter Zeitgenossen, nehmen die Tagebuchblätter der Irene Zacharias einen besonderen Platz ein.Als Kind einer Berliner Kleinbürgerfamilie wurde sie 1903 geboren, heiratete einen mecklenburgischen Bauern, der in ihr in erster Linie eine kostenlose Arbeitskraft sah, die er weidlich ausnützte — auch noch nach der Geburt ihrer vielen Kinder.Zunächst paßt sich Irene der von ihr erwarteten „weiblich-die-nenden Rolle“ mit ihren Enttäuschungen, Verzichten und ermüdender Lebenskraft widerstandslos an. Erst im Zweiten
Francoise Xenakis erzählt die Lebens- und Leidensgeschichte der Ehefrauen berühmter Männer. Martha Freud, Adele Hugo, Jenny Marx, selbst Alma Mah-ler-Werfel — sie alle standen im Schatten ihrer Männer, für deren Wohl und Werk sie sich zuweilen aufopferten, was von ihnen als eine Selbstverständlichkeit erwartet wurde.Ihren Schicksalen, die symptomatisch sind für zahlreiche vergessene Leidensgenossinnen - es gibt sie auch heute - geht die Autorin in ihrem Buch nach. Sie präsentiert fünf „fast erfundene Biographien“ — Frau Xenakis bekennt es -, in denen Wahrheit und Dichtung
Alle Romane der Schottin Mu-riel Spark faszinieren den Leser durch die originellen, zugleich sachkundigen Einfälle der Autorin. Ein Nebeneinander von Humor und gar nicht bitterer Ironie: von vergnüglich-skurrilen und hintergründig-abenteuerlichen Geschehnissen.Alle diese Gaben finden wir wieder in Muriel Sparks neuestem Buch. „Das einzige Problem" ist für den Privatgelehrten Harvey Gotham die Frage, warum es soviel Leid in der Welt gibt, und diesem Problem will er in einem Buch über Hiob nachgehen. Doch unversehens gerät er in ganz persönliche Verstrickungen. Seine Frau Effie, die er
Sie war jahrzehntelang nahezu vergessen: Camille Claudel, Schwester, des berühmten Paul Claudel, und hochbegabte Schülerin Auguste Rodins; viele Jahre auch dessen Geliebte.Obwohl als Bildhauerin von großer Eigenständigkeit, blieb sie für die Öffentlichkeit immer im Schatten ihres Meisters, der nichts dazu tat, sie aus dieser Rolle zu befreien.Jetzt hat Camille Claudel ihre Biographin gefunden, die ihre ganz persönliche Entwicklung als Künstlerin ins Blickfeld rückt. Zu Lebzeiten verlor sie, durch fehlende Anerkennung, die innere Balance und wurde, nach dem Tod ihres Vaters, von der
Beatrice Ferolli, viele Jahre Schauspielerin, später Autorin erfolgreicher Bühnenstücke und Romane, ist eine brillante Erzählerin, die ihre Leser durch atemberaubende, doch nie billige Spannung fesselt.In ihrem neuesten Buch „September-Song“ erzählt sie die Geschichte dreier Paare, die durch vielseitig verschlungene Handlungsfäden zueinander Beziehungen haben und in Konflikte geraten.Die Autorin kennt sich aus im Labyrinth moderner Ehen, ohne daraus den einseitigen Schluß zu ziehen, daß bittere Irr- und Umwege zweier Partner immer zur Trennung führen müssen.Es gibt auch den Weg,
Ehe Wiesels weitgehend autobiographische Trilogie gehört zu den erschütterndsten Werken des Autors, der, knapp fünfzehn Jahre alt, mit seiner ganzen jüdischen Familie aus dem sieben-bürgischen Sziget nach Auschwitz deportiert wurde. Er als einziger überlebte den berüchtigten Todesmarsch von dort nach Buchenwald, die grauenvollen Geschehnisse beschatteten seine Gegenwart und Zukunft.Von ihnen berichtet er im ersten Teil seiner Trilogie, „Nacht“ betitelt. Im zweiten Abschnitt „Morgengrauen“ erzählt er von seinem Leben in Palästina, wo er sich einer Terrorgruppe anschloß, auf
Hinter der äußeren Verschlafenheit einer schwäbischen Kleinstadt entdeckt der Autor beängstigende Hintergründe, die Menschen zum Verhängnis werden.Daß rothaarige Mädchen sich zu Dirnen entwickeln, wie man in ihrer Heimat behauptet, erfährt die sechzehnjährige Rita in sozusagen ihr vorbestimmten Affären, die schließlich mit ihrem Selbstmord enden. Ebenso tragisch verläuft die Geschichte „Hildes Endspiel”. Unglückselige Familienverhältnisse veranlassen das Mädchen, ihr Elternhaus zu verlassen. Zwischen zwei Männern stehend, sieht sie in wachsender Bedrängnis nur den Ausweg,
Dieter Lattmann ist es gelungen, an der Geschichte der weitverzweigten großbürgerlichen Familie Ristenpart die inneren Ursachen der deutschen Spaltung nach dem Zweiten Weltkrieg sichtbar zu machen.Der General Johannes Ristenpart gerät früh in russische Gefangenschaft, erkennt Hitlers unverantwortliche Politik, wird Sprecher des Nationalkomitees Freies Deutschland und versucht seine Landsleute von der Unmöglichkeit eines deutschen Sieges zu überzeugen. Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft lebt er mit seiner Familie in der DDR ebenso wie sein Pfarrer-Bruder Cord.Julius, der zweite
Der amerikanische Kinderpsychologe Robert Lane erzählt die Geschichte der Heüung eines Buben, der seit seinem fünften Lebensjahr, wegen Autismus, Schizophrenie und hochgradiger Hyperaktivität in einer psychiatrischen Klinik in völliger Selbstisolation dahinvegetiert.Ganz allmählich tritt eine Wendung ein, als Pat McGarry die Betreuung des Kindes übernimmt. Bei ihm lernt Robby Liebe, Geborgenheit und schließlich Vertrauen kennen. In sehr kleinen, von Rückfällen überschatteten Schritten überwindet der Buh seine Verschlossenheit zunächst Pat gegenüber und gewinnt damit allmählich
„Vom Wandern gegen die Traurigkeit” - dies ist der Untertitel des vorliegenden Buches. Der Wanderer ist Matthias Kornblum, uneheliches Kind einer verbitterten Mutter, das zunächst Geborgenheit im Hause seiner liebevollen Wahl-Großeltern findet.Erst als arbeitsloser junger Lehrer, verstört vom Selbstmord der Mutter, verliert Matthias den Boden unter den Füßen und beginnt seine erste große Wanderschaft. Als Gelegenheitsarbeiter und talentierter Zeichner zieht er durch Österreich und die Tschechoslowakei, später, nach kurzen Besuchen im heimatlichen Ruhrpott, durch weite Teile
Anais Nin, 1903 in Frankreich geboren, 1977 in Kalifornien gestorben, mußte in Amerika lange auf literarischen Erfolg warten.Erst die Publikation ihrer Tagebücher, von denen hier der abschließende letzte Band in deutscher Ubersetzung vorliegt, brachte ihr weltweite Resonanz, auf die sie recht ungewöhnlich reagierte.Statt weiterhin kontinuierlich Tagebuch zu schreiben, begann sie eine intensive, sehr persönliche Korrespondenz mit ihren Lesern, hielt Seminare in Colleges und Universitäten, daneben auch Vorträge für ein breiteres Publikum.Es sind die Themen der Wo-mans Liberation, die im
Der junge Katholik Cal, in Nordirland lebend, versucht, sich aus den Fängen von Terroristen zu befreien, die mit Morden und anderen Verbrechen für ein vereinigtes Irland kämpfen. Es gelingt ihm, Arbeit auf einem protestantischen Bauernhof zu finden, wo ihn niemand vermutet.Dort lebt auch Marcella, deren Mann vor Cals Augen von seinen ehemaligen „Genossen” umge- bracht wurde, was er als Geheimnis für sich behält - auch, nachdem sich zwischen ihm und Marcella eine Liebesbeziehung entwickelt, die in dem tiefgespaltenen Ulster keine Zukunft hat. Die kurze Romanze zwischen dem Liebespaar
In ihrem neuesten Buch schildert die Gräfin Bredow die Erlebnisse einer Frau ihrer Generation, die der Zweite Weltkrieg und seine Folgen um ihre besten Jahre betrogen haben. Ihre Nora zeigt sich der Sachlage gewachsen, bewältigt sachlich und unsentimental ihre Berufsjahre.Die Reihe der Geschichten beginnt eigentlich erst nach der Pensionierung Noras, als sie gezwungen ist, ihre schmale Rente durch Nebenverdienste aufzubessern. Sie findet die verschiedensten Gelegenheitsarbeiten -Vertretungen von Haufrauen auf Reisen, Betreuung von Kindern und alten Leuten -, die sie mit Verantwortung und
Marlen Haushofer (1920-1970) hatte zu Lebzeiten nur einen kleinen Leserkreis. Das änderte sich 1984, als Neuauflagen von drei ihrer Romane erschienen, zuletzt „Die Mansarde”, das letzte Werk der Autorin.Die Haushofer schildert acht Tage aus dem Leben einer Frau, in denen sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Sie erhält Briefe, gefüllt mit Blättern ihrer vor Jahren geschriebenen eigenen Tagebücher, die verlorengegangen waren. Szenen aus ihrer Kindheit und glücklichen Ehejahren sind erwähnt, bis das Ereignis eintrifft, das diese kleine Welt zerstört.Die Frau wird eines Nachts
Das geläufige Bild der Frau im Islam orientiert sich zumeist an billigen Haremsgeschichten. Jetzt liegt die deutsche Ubersetzung einer hochinteressanten Publikation der Türkin Naila Mina vor.Gleich das erste Kapitel über Mohammeds Einstellung zu den Frauen überrascht den europäischen Leser, zeigt den Propheten als Schützer ihrer Rechte, die ihnen Unabhängigkeit, auch in der Ehe, besonders in finanzieller Hinsicht, sichern sollten. Mit zunehmender Harems-Mentalität traten immer häufiger öffentliche weibliche Aktivitäten in den Hintergrund. Erst in der Neuzeit sind
Viele Menschen unserer Zeit bedürfen der Tröstung im Wirrwarr der Geschehnisse, denen sie ausgesetzt sind, in allgemeiner und oft auch persönlicher Hinsicht.Die Auswahl des neuen Inselbuches, dabei Hilfe zu leisten, ist weitgespannt. Autoren aus längst vergangenen Zeiten und moderne Autoren kommen da zu Wort. Nicht um bülige Begütigung geht es in dieser Anthologie. Sie will zeigen, daß wir nicht nur vor einem beängstigenden Abgrund stehen, sondern, daß es auf jeden einzelnen ankommt, ob er resigniert, oder Gegenkräfte zu entwickeln versucht und die dunklen Erfahrungen als Anruf zu
Karin Struck heimste gleich mit ihrem ersten Roman „Klassenliebe" Erfolg ein. Aber ihre einst hochgelobten Fähigkeiten der intensiven Bekenntnisfreude und radikalen Subjektivität erwiesen sich in den inzwischen publizierten acht folgenden Bänden eher als Schwächen. Es fehlt der Autorin die Distanz zu ihren oft unausgegorenen Grübeleien über Probleme des heutigen Menschen, sie ist voller Widersprüche.In ihrem letzten Roman „Finale" schneidet die Autorin ein neues Thema an: die enge Beziehung zwischen Mensch und Tier als Möglichkeit für den Menschen, wieder Boden unter den
Von Brigitte Reimänn (1933 -1973), einer der bedeutendsten DDR-Schriftstellerinnen, liegt jetzt eine umfangreiche Auswahl ihrer Tagebücher und Briefe auch in westdeutscher Lizenzausgabe vor.„Ich war glücklich, ich habe gelebt und geliebt", schrieb sie einmal. Es war ein schweres Leben, von Alltagssorgen und schweren Krankheiten beschattet. Brigitte Reimann ist mit vierzig Jahren an Krebs gestorben. Aber sie hat nie aufgegeben, arbeitete bis kurz vor ihrem Tod weiter, besonders an ihrem Roman „Franziska Kin-kerhand", der erst nach ihrem Tod publiziert wurde.Von diesem Buch ist
Nicolas Born (1937-1979), wuchs im Ruhrgebiet auf, dessen Menschen und Atmosphäre in vielen seiner hier erstmals gesammelten Erzählungen im Mittelpunkt stehen.Von 1950 bis 1965 arbeitete Born als Chemograph in Essen. Nach seiner Teilnahme am Berliner Literarischen Colloquium 1964/65 entschied er sich für die Laufbahn des freien Schriftstellers, was seine Umsiedlung nach Berlin bewirkte. Der schmerzhafte Ablöseprozeß von seiner Heimat und den ihm nahestehenden „Reviermenschen" ist noch in seiner späten Prosa und Lyrik spürbar.In der Erzählung „Die Strähne" (1966/67
1953: Auf dem Höhepunkt des kalten Krieges zwischen den USA und der UdSSR, als der republikanische Senator McCarthy, Vorsitzender des Senatsausschusses zur Untersuchung „kommunistischer Umtriebe", viele Unschuldige der Justiz auslieferte, geriet auch das jüdische Ehepaar Rosenberg in seine Fänge.Der eigenwillige, für Recht und Gerechtigkeit engagierte amerikanische Schriftsteller Robert Coover hat in seinem Roman ihre Geschichte, vor allem aber den gegen sie geführte abstrusen Prozeß wegen „Atomverrats" geschildert, der mit ihrem Todesurteil endete.Das Urteil wurde öffentlich,
Die beiden hier vorliegenden Bücher handeln von dem in letzter Zeit häufig erwähnten bomben- und strahlensicheren Regierungsbunker der BRD in der Ei-fel; gebaut für die zum Uberleben Ausersehenen im Falle eines Atomkrieges, der Deutschland vernichten würde.In Gerhard Zwerenz Roman „Der Bunker" leben der deutsche Bundeskanzler mit seiner Regierung und der kleinen Schar seiner Auserwählten bereits in diesem Bunker, kurz bevor der erste Atomangriff auf die BRD stattfindet. Vergeltungsschläge folgen, bevor der Countdown des großen Schlages Deutschland in Schutt und Asche legt.Die makabre
Hugo Wiener nimmt in seinem Buch „Das sind ja schöne Geschichten" wieder unsere Welt unter die Lupe. Kritisch-liebevoll, manchmal auch bissig, ihre Schwächen und Mängel aufdek-kend, die so viele Menschen zu billiger Anpassung an augenblicksbedingte Slogans verführen. So schlittern denn auch Wieners Prototypen immer wieder in verhängnisvolle Verwicklungen und durch ungewolltes Nachgeben in den modischen Firlefanz hinein.Der Autor schildert die Situation an sehr verschiedenen Beispielen: vom Zaun gebrochenen, unsinnigen Ehestreitigkeiten, an Konkurrenzkämpfen zwischen
Der Untertitel des vorliegenden Buches lautet: „Gespräche mit Frauen über ihr Verhältnis zu Politik, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Demokratie, Faschismus, Widerstand, Staat, Partei, Revolution, Feminismus." — Gespräche, die 1978/79 im Dritten Programm des Italienischen Rundfunks von Rossana Rossan-da gesendet wurden.Die Autorin spricht in der Einleitung ihres Buches zunächst über ihren hochinteressanten Lebensweg. Aus bürgerlichem Hause stammend, trat sie 1943 der KP Italiens bei, aus der sie 1969 ausgeschlossen wurde. Ihre politischen Analysen in der von ihr
„Es ist der Drang nach Selbsterkenntnis, der Drang nach Selbstverwirklichung als Motivation für das Schreiben dieser Art, wie ich es mache", so lautet ein Satz von Max Frisch, den Alexander Stephan in seinen ungemein präzisen Werkanalysen des großen Schweizer Schriftstellers zitiert.Autobiographische Züge sind in Frischs Texten unübersehbar. Die Frage nach dem Sinn der eigenen, auch literarischen Existenz, endet oft in Ausweglosigkeit.Erwähnenswert, daß der Autor dem Frühwerk von Max Frisch, (1931-1944) - das in der Gesamtausgabe des Suhrkamp-Verlages 1976 anläßlich des 65.
Die Französin, Janine Boissard hat auch im deutschsprachigen Raum mit ihren Moreau-Roma-nen — Geschichten einer Arzt-Familie mit vier Töchtern — eine große Leserschaft gefunden. Ihr neues Buch, in dessen Mittelpunkt ein drogensüchtiger Sohn und seine Mutter stehen, ist eine Lektüre, die Hilfe für viele Familien bedeuten kann, die einem gleichen, heute nicht seltenen Konflikt gegenüberstehen.Die Autorin schildert das „Ausflippen" des Sohnes einer glücklichen Familie, der rauschgiftsüchtig geworden ist. Es folgt der völlige psychische Zusammenbruch der Mutter zunächst über
Erwin Einzinger, 1953 in Kirchdorf an der Krems geboren, Lehrer am dortigen Gymnasium, schildert in seinem ersten Prosaband mit faszinierendem Einfühlungsvermögen Szenen aus dem Leben von 71 Kleinstadtmenschen:„Ein fester Talg lag ums Gebaren, wie es dahinschnüffelte, es blieb also immer wieder eingegossen und verstockt, keinerlei entschlossene Heiterkeit oder gar ein leichtes Wegfedern der gedachten Sektoren, bestenfalls bildete sich Pfiffigkeit aus, die ungenaue Stufe einer intensiven Beschränktheit in allem und jedem ..."Eine kauzige Beschränktheit verschrobener Existenzen,
Hilmar Pabel, einer der erfolgreichsten deutschen Fotojournalisten, hat sich mit seinen zwölfBildberichten und Kommentaren über den Ersten Weltkrieg, späteren kriegerischen Auseinandersetzungen in Ländern der Dritten Welt und der Not der dort lebenden Menschen ein besonderes Ziel gesetzt: Wege einer Friedenspolitik aufzuzeigen, die verantwortliche Politiker in Ost und West aufrütteln und jeden einzelnen zu persönlichem Engagement auffordern möchte.So erschütternd diese Fotos und Berichte sind — es spricht auch Hoffnung aus ihnen. Mutter Teresas großes Werk für die Sterbenden in den
Die amerikanische Kinderärztin Frances Sharkey, selbst Mutter von sechs Kindern, berichtet in ihrem Buch „Geschenk zum Abschied" von ihren bitteren Erfahrungen mit sterbenden Kindern: kleinen Patienten, die meistens in der anonymen Atmosphäre von Spitälern, ihr kurzes Leben beenden müssen.Frau Sharkey hat während ihrer Studien- und Assistentenzeit in Spitälern gelernt, der Arzt solle Distanz zu seinen Patienten, auch den Kindern unter ihnen, aufbauen, um sachlich die Krankheit besser beurteilen zu können.Durch persönliche Erfahrungen, besonders durch die ausführlich erzählte
Die junge französische Orientalistin Catherine Hermary-Vieille schildert in ihrem ersten Roman, für den sie mit dem begehrten Prix Femina ausgezeichnet wurde, das glanzvolle Bagdad zur Zeit des Kalifen Harun al Raschid. Doch anders als in den Geschichten aus „1001 Nacht" heroisiert sie nicht den Abbasiden-Herrscher.Im Mittelpunkt der Geschehnisse des Buches steht Haruns Beziehung zu Dschafar al Bar-maki, dem Angehörigen eines unterworfenen Volkes, den der Kalif zu seinem allmächtigen Wesir macht und mit Ehren überhäuft.An dem wachsenden Einfluß eines Dschafar feindlich gesinnten
Mit den ersten drei Bänden seiner weitverzweigten Lavette-Sa-ga hat der einflußreiche amerikanische Romancier Howard Fast einen großen Leserkreis auch im Ausland fasziniert. In der neuen Folge „Die Erben", die nun in deutscher Ubersetzung vorliegt, beweist er wieder seine Fähigkeit, Einzelschicksale in den Zusammenhang wirtschaftlicher und politischer Geschehnisse zu stellen.Im Mittelpunkt der Ereignisse steht wieder die eigenwillige Barbara Lavette, deren Engagement viel mehr allgemein menschlichen und sozialen Zielen gilt, als ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen einer
Hans Weigel hat Otto Stoessl, (1875-1936), der zum Kreis des „Jungen Wien“ um die Jahrhundertwende gehörte, den „verschollensten unter den Großen der Literatur unseres Jahrhunderts“ genannt.Weigel ist auch der Neudruck von Stoessls Roman „Das Haus Erath“, (erstmalig 1920 erschienen), in der Reihe „Wiedergefunden“ zu verdanken: Die breit ausgesponnene Geschichte der großbürgerlichen Seidenweberfamilie Erath innerhalb von drei Generationen, vom Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts bis zum letzten Jahr des Ersten Weltkrieges.Die sogenannte „gute, alte Zeit“ wird von
Dem Zsolnay-Verlag gebührt Dank für die Wiederveröffentlichung des erstmals 1950 ebendort in deutscher Übersetzung erschienenen kostbaren kleinen Romans ,-,01ivia“ von Olivia: die zugleich verhaltene und leidenschaftliche Liebesgeschichte einer Sechzehnjährigen und ihrer Erzieherin in einem englischen Internat.Die Erzieherin, selbst tief betroffen von den Geschehnissen, bewahrt das halbe Kind vor naheliegender, seine persönliche Entwicklung verhindernder Abhängigkeit. „Glaub mir, Olivia … von mir soll dir kein Leid geschehen.“„Es hieße den Schmelz eines schönen Falters
Janine Boissard kommt in ihrėn Romanen nicht los von den vier Moreau-Töchtern, deren sehr verschiedene Charaktere und Schicksale sie so liebenswert und verständnisvoll schildert, daß auch anspruchsvolle Leser jedes neue Buch dieser Familiengeschichte mit Anteilnahme erwarten.In der jetzt vorliegenden deutschen Übersetzung der vierten Serie über die Geschwister schildert die Autorin die schwierige Phase deren Erwachsenwerdens mit psychologischem Einfühlungsvermögen und Charme.In der glücklichen Moreau-Familie bleiben schmerzliche Probleme nicht aus. Aber sie werden bewältigt durch
Der erfolgreiche deutsche Journalist Gerhard Eisenkolb zeigt Ehrgeiz, auch als Romancier zu brillieren. Das geht allerdings ein bißchen schief.In seinem dritten Roman „In diesem unseren Land“ erzählt der Autor die vielseitig verflochtene Geschichte des Horst Uwe Richter: dessen Beginn als kleiner Schwarzmarkthändler im Berlin der Bombennächte und Trümmerjahre; seine spätere schnelle Karriere auf dem Baumarkt in München und Frankfurt. Zunehmend rücken Ritters ehrgeizige politische Pläne in den Mittelpunkt, die in seiner Kandidatur zum Kanzlerkandidaten der CDU 1961 gipfeln.Ein
Florinda Donner, als Tochter deutscher Eltern in Venezuela geboren, studierte Anthropologie. Sie schrieb ihre Doktorarbeit über Heilpraktiken der Schamanen in ihrer Heimat.Die schicksalhafte Begegnung der Autorin mit der alten sterbenden Indianerin Angelika führt Donner auf abenteuerlichen Wegen durch den Urwald zu Angelikas Stammesgenossen, den Iticoteri, mit denen sie ein Jahr lang zusammenlebte.„Shabono", der authentische Bericht über diese enge Gemeinschaft einer Weißen mit von jeder Zivilisation unberührten Indianern „ist ein Meisterwerk. Es ist Kunst, Magie und Wissenschaft
Hans Blickensdörfers ebenso treffsicheren wie amüsanten Feuilletons über Frankreich, die erstmals 1975 erschienen, liegen nun in einer Sonderausgabe unter dem Titel „Bonjour Marianne“ vor.„Erfahrungen, am Rande notiert“, die dem Leser Einblick schenken in die leichte französische Mentalität, mit ihren oft wunderlichen Auswirkungen auf das Leben und Lieben des Franzosen, nicht zuletzt auf seine sprichwörtlichen Eßgewohnheiten. „Die Seele im Bauch“ — unvorstellbar wäre dieser Titel in bezug etwa auf Deutsche.Es gibt auch Streifzüge in die Politik, bei denen das Elsaß eine
Die Französin Janine Boissard hat ihren quicklebendigen Roman um die vier Schwestern Moreau um einen weiteren vermehrt. In der Geschichte „Zwischen Heute und Morgen”, spielt die älteste Schwester Pauline die Hauptrolle.Die Neunzehnjährige verläßt das harmonische Elternhaus, um eine „große Schriftstellerin” zu werden. Es geht dabei nicht ohne Hemmnisse und Enttäuschungen ab. Es zeigt sich aber auch, daß eine glückliche, geborgene Kindheit die beste Hilfe ist, das Dasein, auch wenn es problematisch wird, trotzdem zu bejahen und zu bewältigen.Frau Boissards Glaube an die
Der Arbeitersohn Alan Sillitoe, 1928 in Nottingham geboren, gehört heute zu den bedeutendsten englischen Schriftstellern der Gegenwart. Ein einjähriger Spitalsaufenthalt wegen Tb wurde für den damals jungen Mann zum Lese-Paradies, an das sich ein Spanien-Aufenthalt anschloß: Beginn von Sillitoes schriftstellerischer Karriere, die ihn schnell berühmt machte.Das jetzt in deutscher Übersetzung vorliegende Werk „Die Flamme des Lebens“ ist der dritte und letzte Teil der „William- Posters-Trilogie“ des Autors: die turbulente Geschichte sehr verschiedener Menschen, die,
Elf Jahre nach ihrem viel beachtetem Lebensbericht „Der geschenkte Gaul“, liegt nun Hildegard Knefs Buch „So nicht“ vor:ein faszinierendes Konglomerat von autobiographischen und fiktiven Geschehnissen, die in das turbulente Leben der Autorin Einblick geben.Die Frage nach Schuld oder Schuldlosigkeit am eigenen schweren Schicksal taucht auf: an der nach siebzehn Jahren gescheiterten Ehe, die die Autorin nie verwunden hat. Schonungslos werden die Qualen eines Morphium-Entzuges geschildert, oder Einzelheiten des makabren Mordanschlages auf den Bruder. Die liebevoll-hilfreiche Beziehung zur
Die letzte Hexe, die 1782 — im Zeitalter der Aufklärung! — in Glarus hingerichtet wurde, war Anna Göldin. Zeitgenossen sprachen schon damals von einem Justizmord.Das ehrgeizige Mädchen, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, bewährte sich als Dienstmagd in verschiedenen Familien auf das beste. Aber sie wechselte ihre Stellungen häufig; aus lįleu- gier auf neue Erfahrungen, womit sie, auf Grund ihrer Tüchtigkeit, lange Erfolg hatte, bis sie, in der Familie des Arztes Tschudi ihr Schicksal ereilte.Deren kleine Tochter, die Anna abgöttisch liebte, wurde plötzlich krank, und man
Aritha van Herk, 1954 in Kanada geboren, wurde 1978 mit dem „Seal Books First Novel Award“ für ihren ersten Roman „Alle meine Schweine“ ausgezeichnet mit dem nach dem Nobelpreis höchst dotierten Literatur-Preis. Ihr zweiter, nun in deutscher Übersetzung vorliegender Roman „Markenzies Koch“, bestätigt die Begabung der jungen Schriftstellerin.Die Autorin erzählt die Geschichte einer geologischen Expedition im hohen Norden, zu deren Mittelpunkt J. L. wird, eine junge Frau, die als Mann verkleidet, den Posten als Köchin der Geologen ergattert.Allmählich wird sie zum Anker der
Schauplatz der Handlung von Nancy Ząroulis faszinierendem Roman ist ein Zentrum der amerikanischen Textilindustrie im 19. Jahrhundert, in dessen Baum-woll-Spinnereien vorwiegend Frauen arbeiteten — 14 Stunden täglich.Hinter der Fassade der „Stadt sozialer Wunder" verbirgt sich der graue, mühselige Alltag dieser Frauen, ihre absolute Abhängigkeit von macht- und geldgierigen Arbeitgebern.Die Heldin des Buches, Sabra Palfrey, erlebt diese Situation mit bitteren Konsequenzen. Ihr Mann verläßt sie noch vor der Geburt ihrer Tochter, um für „eine bessere Welt" zu arbeiten. Ein
Die nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes 1526 in Steyr spielende Geschichte der Protestantin Margaret Mayr, deren Mann um seines Glaubens willen hingerichtet wurde, und des jungen katholischen Leutnants Herliberg, der die Witwe mit Gewalt bekehren sollte, gehört zu den besten Romanen der Handel- Mazzeti.Der Konfessionskonflikt, den die Autorin so oft behandelt hat, schlägt hier ganz offen von Haß gegen die Ketzerin in Liebe um. Beiden Gefühlen ist Erfüllung verwehrt. Der katholische Jakob Zettel sorgt für die Verhaftung und Verurteilung des jungen Herliberg zum Tode, die durch
Ingrid Bacher, Autorin des interessanten Romans „Das Paar“, schildert in ihrem neuen Buch i,Woldsen“ den Vater-Sohn-Kon- flikt zwischen Theodor Storm und seinem Sohn Hans Woldsen.Ein für viele Leser sicher neuer Theodor Storm rückt da ins Blickfeld, ein Patriarch, der die Schicksale seiner vielen Famili- en-Mitglieder nach eigenem Gutdünken zu lenken versucht. Bei seinem Sohn Woldsen stößt er auf Widerspenstigkeit.Der in Würzburg studierende junge Mediziner befreit sich aus der gutbürgerlichen Existenz seines Elternhauses, pflegt einen nicht „standesgemäßen“ Umgang, was den
Von Hermann Lenz, der, besonders in den 60er Jahren, in seinen Romanen unvergleichlich die nach dem Ersten Weltkrieg sich wandelnde Zeit beschrieb, legt der Insel-Verlag nun eine Neuauflage seines vor 35 Jahren erschienenen ersten Werkes vor.In diesem Entwicklungsroman „Das stille Haus“ ist der späte Lenz bereits vorweggenommen. Der Ich-Erzähler Stephan Clary, ein junger österreichischer Aristokrat, der um die Jahrhundertwende aufwächst, ist ein typischer Repräsentant seines Standes in der Welt des zerfallenden Kakaniens, an dessen inneren und äußeren Wandlungen auch die Ehe seiner
Marie Therese Kerschbaumer erzählt, auf breitem zeitgeschichtlichem Hintergrund, die Geschichte der vielseitig versippten Lechner-Familie. Hauptort der Handlung ist Tirol, neben zahlreichen anderen Schauplätzen, in die der Erste Weltkrieg, die Zwischenkriegszeit und zweite Nachkriegszeit Mitglieder der großen Familie verschlagen.Das Schwestern-Motiv, durch verschiedene Generationen verfolgt, ist ein Zentralpunkt der Handlung. Die meisten dieser Mädchen und Frauen scheitern an der patriarchalischen Einstellung ihrer Väter und Ehemänner.Die ihnen zugewiesene Rolle in der Gesellschaft
In Hanna Axmann-Rezzoris Familienroman „Keine Zeit für Engel" steht die Mutter-Tochter-Problematik im Mittelpunkt. Eine schöne, dominante Mutter hält ihre drei Mädchen fest am Bandlund prägt dadurch deren spätere gestörte1 Beziehung zum Mann und zur Sexualität.Alle drei heiraten unausstehliche Despoten, deren Machtansprüchen sie, die mütterliche Vereinnahmung gewöhnt, keinen Widerstand entgegenzusetzen vermögen. Jede unterwirft sich auf die ihrem Charakter und Temperament entsprechende Weise. Am Ende ein allgemeines, ziemlich makabres Desaster.Die Autorin engagiert sich
Schon Simone de Beauvoir, und in ihrem Gefolge feministisch orientierte Psychologinnen und Soziologinnen, haben die Mutterliebe als einen der „weiblichen Natur" angeborenen Instinkt in Frage gestellt. ' Die junge französische Philosophin Elisabeth Badinter folgt diesen Spuren in ihrer wissenschaftlich fundierten Studie über die Geschichte der Mutterliebe in den letzten vier Jahrhunderten.Aus dem grausamen Umgang mit Kindern, besonders im 17. und 18. Jahrhundert, schließt sie, daß die Mutterliebe ein „spätes Produkt" menschlicher Evolution ist, abhängig von den jeweiligen
„Dieses Buch war notwendig, es hat gefehlt", schrieb Heinrich Boll über Ralph Giordanos Roman „Die Bertinis". Die Geschichte einer „Mischehe" nach den Nürnberger Rassengesetzen, bestehend aus einem „arischen" Vater italienischer Herkunft, einer deutsch-jüdischen Mutter und deren drei Söhnen, die damals als „Mischlinge" eingestuft waren.Nach einem kurzen Rückblick auf frühere Generationen der zuletzt in Hamburg lebenden Familie, berichtet Giordano detailliert über deren Erlebnisse während der dreißiger und vierziger Jahre.Die beiden älteren Brüder
Muschgs vielgelobte Erzählkunst erweist sich in diesem Buch erneut. Es geht in diesen Geschichten um die Hintergründigkeit scheinbar harmloser, alltäglicher Geschehnisse, die Menschen unglücklich machen und in Schuld verstricken. Lebensversäumnisse werden zum Anlaß, auszubrechen aus der Schalheit gewohnten Daseins.Am folgenschwersten geschieht das im „13. Mai". Da erschießt ein erfolgreicher Professor des Strafrechts, als ihm die Ehrendoktorwürde einer Universität überreicht wird, den Laudator mitten in seiner Lobrede. Kein Beziehungsdelikt, sondern die Tat eines Mannes, dem
Moravias hervorragendeschriftstellerische Begabung steht außer Frage. Wenn er trotzdem vielfach angegriffen wird, liegt das an seiner unerbittlichen Gesellschaftskritik, der Demas-kierung von Sein und Schein, seinem Hang, die dunklen Seiten des Lebens zu analysieren.In diesem erstmals in deutscher Ubersetzung erschienenen Buch — Tagebuchaufzeichnungen eines Auslandjournalisten, der mit seinen Reisen vor sich selbst und der Verlogenheit seines Lebens zu fliehen versucht — geht es vordergründig um eine Dreierbeziehung zwischen dem Schreiber, seiner Frau Cora und deren Stieftochter
Hilde Schmölzers Interviews mit zwölf österreichischen Schriftstellerinnen verschiedener Generationen haben mich frappiert. Des Beweises, daß Frauen schreiben können, ebenso gut oder schlecht wie Männer, bedarf es heute nicht mehr. Aber, Frauen schreiben anders als Männer, sehen ihre Aufgabe in der Umsetzung weiblichen Bewußtseins in Sprache, versuchen ihre weibliche Identität durch Sprache zu befreien.Jutta Schütting spricht von besserer oder schlechterer Literatur, unabhängig vom Geschlecht und fügt dann an: „Ich habe es natürlich leicht, ich habe keine Kinder, ich bin nicht
Der amerikanische Schriftsteller James A. Michener verfügt in seinen Reisebildern und Romanen über die seltene Gabe, die Grundzüge einer Epoche, ihres Geistes, ihrer Atmosphäre und Landschaft, dem Leser farbig und lebendig zu vermitteln. Das erweist sich besonders eindrucksvoll im letzten Roman des Autors.„Verheißene Erde” berichtet über 500 Jahre südafrikanische Geschichte, kulturelle Traditionen und über den Alltag der verschiedenen Rassen und Nationalitäten des Landes, auch über die wachsenden Konflikte nach der Einwanderung der weißen Siedler, die schließlich ,4m Namen
1974 erschien Hilde Domins erster autobiographischer Band „Von der Natur nicht vorgesehen", der ihr Resonanz eines breiten Leserkreises einbrachte. Anläßlich des 70. Geburtstages der Autorin legt nun der Verlag eine Fortführung dieses Bandes vor.Für diese deutsche Jüdin, die sich auch während ihres 22j ährigen Exils immer „dem anderen Deutschland" zugehörig fühlte, war das „Nach-Hause-Kommen" 1954 mit euphorischen Hoffnungen verbunden. „Die Rückkehr, nicht die Verfolgung, war das große Erlebnis meines Lebens."Bald gab es Enttäuschungen. Nicht nur die
Im Mittelpunkt von Barbara Frischmuths neuem Roman stehen drei Frauengestalten, die sich mit ihrem Leben und ihrer Mann-Frau Beziehung auseinandersetzen.Am besten gelingt das der Puppenspielerin Columbina, Sproß einer alten Familie von Schauspielern und Gauklern, die mit ihrem Mann Pierrot und einer großen Kinderschar ihr Leben „spielt", ohne sich über die alltäglichen Schwierigkeiten des Uberlebens viele Gedanken zu machen.Die zweite Frau sitzt ein Jahr lang täglich viele Stunden in einem Cafe, beim Zeichnen von Serien für Zeitschriften, mit schwindender Hoffnung auf das Wunder
Scott Spencer erzählt die Geschichte einer noch unausgegore-nen, leidenschaftlichen Liebe zwischen zwei Teenagern, die David Axelrod und Jane Butter-field in unselige Verhängnisse verstrickt.Der Autor trifft genau den Ton zärtlicher jugendlicher Erotik verbunden mit ungebändigter Sexualität, die sich nicht zu einer reifen Mann-Frau-Beziehung entwickeln können, weil man die Liebenden voneinander trennt und ihnen verbietet, sich wiederzusehen. David führt dieses Verbot auf gefährliche Irr- und Abwege, die schließlich sein Leben zerstören.Das Nebeneinander von unverfälschter Romantik
Lilo Besslein, Gisela Eisners Protagonistin des neuen Romans „Abseits”, ist in einem wohlsitu-ierten, aber engstirnigen bürgerlichen Elternhaus aufgewachsen, von dem sie sich nie völlig lösen konnte.Sie lebt mit Mann und Kind in einem Betonwohnblock einer modernen Trabantenstadt, deren eintönige Wohnsilos in ihr Ängste und Gefühle der Isolierung auslösen.Nach der Geburt des Babys muß Lilo ihre Stellung als Apothekenhelferin aufgeben, was ihre Resignation noch steigert. Zunächst versucht sie, sich mit Drogen zu betäuben, später mit ehebrecherischen Beziehungen zu Männern, die
Hans Pille, bekannt geworden durch seinen Roman „Die Familie Catalani”, erzählt in seinem neuen Buch die dunkle Geschichte einer jungen deutschen Krankenschwester, die bei der russischen Besetzung Küstrins von einem Sowjetsoldaten vergewaltigt und später in die UdSSR verschleppt wird. Man verurteilt sie, auf Grund völlig falscher Beschuldigungen, zu 15 Jahren Zwangsarbeit.Die erste Zeit ist unerträglich durch Hunger und Schwerstarbeit beim Wiederaufbau Stalingrads, bis Anna dort den jungen Kommunisten Wolodja kennenlernt, der ihre Begnadigung erreicht, und den sie schließlich aus
„Schneelicht" ist der letzte Roman des in seiner schwedischen Heimat hochgeschätzten Schriftstellers Lars Andersson.Die Handlung beginnt als Familiengeschichte. Per Jvar Mar-klund, der als junger Mann seine lappländische Heimat verlassen hat, ist es gelungen, in der Stadt als Lehrer und Historiker Karriere zu machen, als er die Nachricht vom Tod seines jüngeren Bruders erhält. Die Fahrt zum Begräbnis wird für ihn zur Erfahrung der Selbstkonfrontation.Ein zweiter Teil der Handlung betrifft Helga, Marklunds Tochter, die in Uppsala als Biochemikerin in einem Labor arbeitet, zu dem
Im dritten Band ihrer Lorimer-Chronik schildert Anne Melevil-le die Schicksale dieser englischen Großbürger-Familie während des Ersten Weltkriegs.Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht die junge Arztin Anne, die an der Westfront verwundeten englischen Soldaten helfen möchte. Statt dessen wird sie nach Serbien beordert, wo sie einen schier ausweglosen Kampf gegen Hunger und Seuchen beginnt, die unter der Zivilbevölkerung und den Soldaten mehr Opfer fordern als Auseinandersetzungen mit dem in das Land eingedrungenen Feind.Nachdem jeder Widerstand aussichtslos geworden ist, geht Dr. Lorimer
Ein ungewöhnliches Zeitdokument, dieses Tagebuch einer gescheiten, hellhörigen Zwölfjährigen über den Ersten Weltkrieg: Elfriede Kühr, genannt JPiete", alias Jo Mihaly, schrieb es auf Anregung ihrer Mutter: Berichte über das, was sie selbst erlebt hat, oder erfuhr: aus Pressemeldungen, amtlichen Verlautbarungen, Gesprächen mit Erwachsenen und Briefen von der Front.Das Mädchen lebte bei ihrer Großmutter in Schneidemühl, einem Bahnknotenpunkt an der deutsch-polnischen Grenze, durch den zahllose Truppentransporte nach Osten, später von dort auf die westlichen Kriegsschauplätze,
„Jägerin zweier Welten quot;, so wird von der Autorin die Heldin des Buches, Elise Lensing, die ungeliebte Geliebte Friedrich Hebbels, genannt: die Frau, mit der er zwei Kinder zeugte, die er aber nie zu heiraten gedachte. Er spricht von ihr als seinem Schutzgeist und seiner „Schwester im Geiste". Sie aber liebte ihn und wurde das Opfer dieser Liebe.Schon bevor die Dreißigjährige den acht Jahre jüngeren Hebbel kennenlernte, hatte Elise ihren Ruf verspielt. Durch allzugroße Gefälligkeit, es allen recht machen zu wollen: ihren Eltern, den Kindern, die sie unterrichtete, reichen
Beatrice Ferolli, in Wien geboren, Schauspielerin und erfolgreiche Autorin von Bühnenwerken, legt jetzt ihren zweiten Roman vor: .Jährt ein Schiff nach Apulien"Im Rahmen einer verzwickten, routiniert erzählten Handlung schildert die Autorin die glückliche Ehe und erfolgreiche berufliche Karriere einer jungen Wissenschaftlerin, die durch einen Zufall in eine schwere persönliche Krise gerät.Vor ihrer einstigen „Muß-Heirat" hatten die Eheleute beschlossen, die versäumte Zeit des Verliebens, später, wenn ihr Sohn 12 Jahre alt ist, nachzuholen. .Der Titel des Buches eines ihrer
Daphne du Maurier gehört zu den englischen Schriftstellerinnen, die die psychischen Hintergründe einer spannend erzählten Handlung transparent machen können. Es geht in fast allen in diesem Band versammelten Erzählungen um Sein und Schein in menschlichen Beziehungen; vorwiegend in Liebe und Ehe.Da ist von Männern die Rede, die skrupellos einflußreiche Frauen mißbrauchen, um Karriere zu machen und von Frauen, die mit romantischen Illusionen in die Ehe gehen und bei Enttäuschung solch weltfremder Vorstellungen nicht fähig sind, den ehelichen Alltag zum Guten zu wenden.Interessant die
Ein Thriller, routiniert geschrieben, mit nie nachlassender Spannung. Aber auch mit genauer Fachkenntnis der Taktiken und Einflußmöglichkeiten moderner Massenmedien, die — um ihre Macht im Griff zu behalten -nicht zimperlich sind, die Öffentlichkeit in ihrem Sinn zu manipulieren und Redaktionsmitglieder, je nach Bedarf, hochzupäppeln oder zu verheizen.Eisenkolb erzählt die Geschichte eines großen deutschen Zei-tungs- und Zeitschriftenkonzerns, der einem jungen ehrgeizigen Journalisten eine attraktive Karriere anbietet. Der alte Chef des Hauses wittert, daß er mit diesem Wolf gang
Friedl Hofbauer, für ihre Kinderbücher dreimal auf der Ehrenliste zum österreichischen Staatspreis, erzählt in ihrem neuen Roman die sensible Liebesgeschichte zwischen zwei sehr jungen Menschen. Deren Begegnung mit einem Behinderten erschließt beiden neue Erfahrungen, die sich bereichernd auf ihre eigene Beziehung auswirken.Staunend erleben sie die unsäglichen Anstrengungen des an Spatismus leidenden jungen Mannes, ein menschenwürdiges, möglichst von fremder Hilfe unabhängiges Leben zu führen.Quintessenz des Buches, ohne Sentimentalität und Pathos lebendig gestaltet: „Wegschauen
Nach Felicitas Haukes erfolgreicher Fernseh-Sendung „Steine im Weg und vom Willen, sie fortzuräumen", liegt ihr Lebensbericht nun auch in Buchform vor. Die Autorin, seit ihrer Geburt behindert und im Laufe der Jahre von einer doppelten Querschnittlähmung betroffen, erzählt nüchtern-sachlich von ihrem Leidensweg.Immer wieder sah sie sich mit Diskriminierungen Behinderter konfrontiert, mit Vorurteilen und verletzenden Zweifeln an deren menschlicher Vollwertigkeit.„Leid und Behinderung bedeuten nicht nur Negatives, sondern haben ihren eigenen Leistungswert im Vergleich zu äußerlich
Der in England geborene Physiker Bernard Benson gab 1962 seine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere in den USA auf und verkaufte seine zahlreichen Unternehmungen, um sich ganz der Arbeit für die Erhaltung des Weltfriedens widmen zu können.Jetzt liegt sein 1980 in französischer Sprache erschienenes „Buch vom Frieden“ auch in deutscher Übersetzung vor. Benson legt seinen Friedens-Appell einem noch unverbildeten Kind, das aus dem Herzen denkt, in den Mund, dessen Vater als Wissenschaftler an der Entwicklung besonders wirksamer Vernichtungswaffen arbeitet.Was ist eine „Mega-Todes-
Die Neuauflagen von Irmgard Keuns vor Jahrzehnten publizierten Romanen bezaubern auch heutige Leser. „Kinder aller Länder“ erschien erstmal 1938 und wirkt immer noch, wie für unsere Zeit geschrieben.Die Eltern der kleinen Kuily emigrieren aus dem Dritten Reich. Eine Odyssee, bei der die Zehnjährige mit erstaunlicher Anpassungsfähigkeit Wien, Prag, Nizza, Paris, Warschau und schließlich New York kennenlernt.Abenteuerlich sind die Episoden, die Kuily und ihre Mutter oft allein durchstehen müssen; wenn der liebenswerte, aber leichtfertige Vater wieder mal auf die Suche nach einem neuen
Urs Jaeggi, 1931 in der Schwei: geboren, Professor für Soziologi( an der Freien Universität Berlin hat neben wissenschaftlichen Pu blikationen, auch Erzählungei und Romane geschrieben, untei denen „Brandeis" besondere Be achtung erfuhr.Die in dem Buch geschildert) Krise eines Intellektuellen greif Jaeggi in seinem neuen Romai „Grundrisse" wieder auf, mi härteren aber letztlich positiv« Konsequenzen für das Leben sei nes Helden.Albert Knie, erfolgreicher Ber liner Architekt und Stadtplaner steigt eines Tages aus seiner gut bürgerlichen Karriere und ange knaxten Ehe aus, treibt sich
Nadine Gordimer, in Südafrika geboren, wurde weltweit bekannt durch ihre Romane, in denen sie sich mit Problemen ihrer Heimat auseinandersetzt.Als weiße Gegnerin der Apartheid der herrschenden Nationalpartei verdächtig, fielen verschiedene ihrer Werke der südafrikanischen Zensur zum Opfer; unter ihnen auch der hier vorliegende Roman „Burgers Tochter“: die Geschichte des Mädchens Rosa, deren Eltern als überzeugte Kommunisten und Anti-Apartheid-Kämpfer schwerem Druck ausgesetzt waren.Der Vater, ein Arzt, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und starb im
Für Liebhaber von guten, in ihrer Aufklärungsmethode logisch-realistisch vorgehenden Kriminalromanen, in denen der Autor gleicherweise die psychischen Hintergründe eines Verbrechens analysiert, wird Sanders Buch „Die zweite Todsünde“ ein Leckerbissen sein.Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Mord eines genialen Malers, Victor Maitland, der von Bekannten und Tatverdächtigen als ein mieser Mensch bezeichnet wird. Aber als großen Maler erkennen sie ihn an. Nach langen, im Sande verlaufenden Aufklärungsbemühungen, übernimmt schließlich der frühzeitig aus dem Dienst geschiedene
Sandra Paretti hat, distanziert und liebevoll zugleich, ein Porträt ihrer Mutter gezeichnet. Eine ungewöhnliche Frau. ĮUm die Jahrhundertwende geboren als Tochter eines Arbeiters, der CS zum Fabriksdirektor gebracht hatte, absolvierte sie ein Jurastudium. Aber, ihr Wunsch nach Un-abhängigk’eit ging mit diesem Erfolg nicht in Erfüllung. Ein uneheliches Kind war unterwegs, und sie heiratete aus konventionellen Gründen dessen Vater, wurde eine Familienmutter alten Stils, worunter besonders ihre Tochter, die Autorin dieses Buches, zu leiden hatte.Ihren Söhnen gestand diese Mutter die
Joseph Breitbachs literarische Anfänge standen unter keinem guten Stern. Das Jugendwerk des Autors „Die Wandlung der Susanne Dasseldorf, 1932 erschienen, wurde ein Jahr später von den Kulturgewaltigen des Dritten Reiches beschlagnahmt, blieb lange Zeit verschollen, bis es nun neu aufgelegt wurde.Schon in diesem Frühwerk erweist sich Breitbachs literarisches Niveau, seine psychische Sensitivi-tät für die Besonderheit seiner Gestalten, und auch sein sozialkritisches und politisches Engagement.Die Handlung spielt in Breitbachs Geburtsstadt Koblenz, zur Zeit der amerikanischen Besetzung
Rückblicke in die jüngste deutsche Vergangenheit werden zunehmend ein Thema von Autoren. Zu den eindrucksvollsten Zeugnissen dieser Art gehört Josef Ippers Buch „Killians Zeiten“. Die Familiengeschichte eines „kleinen Mannes“ zwischen 1930 und 1980, ihres von der Zeit begünstigten Aufstiegs, und nach langen erfolgreichen Jahren beginnenden psychischen und existentiellen Abstiegs.Fritz Killian, ein deutscher „Herr Karl“, geschickter Anpasser, schafft es, vom Hilfsarbeiter zum Treuhänder seines Betriebes aufzusteigen.Seine beiden Söhne zeigen sich erstaunlich unbeeinflußt vom
„Die Pompejanerin“ ist der erste ins Deutsche übersetzte Roman der tschechischen Schriftstellerin Eda Krisedova: Eine an Mißverständnissen und peinlichem Wirrwarr reiche Geschichte zweier Menschen, die an ihrer Verschiedenheit, vor allem aber an ihrer Ichbezogenheit scheitern.Adrien, ein dreißigjähriger Bibliothekar, der ohne Freunde wie in einem Schneckenhaus lebt, begegnet Klara, deren scheinbare Sanftmut und Hilflosigkeit ihn faszinieren. Als die beiden sich noch kaum kennen, ruft Klara Adrien eines Abends an und beschwört ihn, den Mann, mit dem sie zusammenlebt, aus ihrer Wohnung
Jan Jösef Szczepartski, kürzlich vom polnischen Schriftstellerverband zum Präsidenten gewählt, wurde im deutschen Sprachraum durch seinen Roman „Ikarus“ bekannt, in dessen Mittelpunkt das mißlungene Attentat des jungen Polen Antoni Bereskowski auf den Zaren Alexander II. während der Pariser Weltausstellung 1867 steht. Ein Pariser Geschworenengericht verurteilte den zwanzigjährigen Rebellen auf Lebenszeit „zu den Galeeren**.In dem jetzt vorliegenden Roman „Die Insel“ verfolgt Szczepartski das weitere Schicksal Bereskowskis in Nou auf Kaledonien, einer der
Bei der Lektüre dieses Buches fühlt man sich an das Wien des „Dritten Mannes" erinnert. Die Schottin Helen Maclnnes schildert die Stadt als Treffpunkt östlicher und westlicher Geheimdienste, an dem sie ihre blutigen Fehden ausfechten. Mitten hinein in diese für alle Beteiligten lebensgefährdenden Auseinandersetzungen gerät der amerikanische Kunsthistoriker Colin Grant, der für einen Multimillionär ein Gemälde des holländischen Malers Ruysdael ersteigern soll. Ein, wie sich spater herausstellt, aus Ungarn herausgeschmuggeltes Bild, das seinem Besitzer die Existenz im Westen
In den Beziehungen zwischen Männern und Frauen aus verschiedenen Gesellschafts- und Altersgruppen, die Ruth Rehmann mit sensibler Einfühlung schildert, fällt auf, daß sie fast alle von Augen-blicksgefühlen bestimmt sind, und daß selten von Erfüllung und Gelingen einer gemeinsamen Zukunft der Paare die Rede ist.Der Leser begegnet jungen Mädchen, die ihre männlichen Partner, im Geleise traditioneller Vorstellungen, mit allerlei Tricks in eine Ehe zu locken versuchen, in der sie den sicheren Hafen ihres Lebens sehen; Männern, die mitnehmen, was ihnen so nebenbei an Liebeserfahrungen
Der Italiener Jean Noli, seit Jahrzehnten als Journalist in Paris le-bend, fand seine innere Heimat auf der weltabgeschiedenen kleinen bretonischen Felseninsel Honedic, über die er jetzt seinen ersten Roman geschrieben hat. Ein Buch über das harte Leben der Inselfischer, deren nackte Existenz vom Fischfang in einem unberechenbaren Meer abhängig ist.Aber nicht das Meer läßt sie im Stich; sie fangen Fische genug, wenn auch mühselig und manchmal mit dem Einsatz und sogar dem Verlust ihres Lebens. Doch eines Tages können sie ihre Fische nicht mehr absetzen. Sensationslüsterne Journalisten
Die Bewohner des abgelegenen italienischen Bergortes Dommatina bereiten das traditionelle Fest zu Ehren des heiligen Demetrius vor, der dort einmal ein Wunder vollbracht haben soll, auf dessen Wiederholung ein kleiner gelähmter Bub hofft. Doch der zuständige „progressive" Bischof stößt sich anden abergläubischen alten Bräuchen und verbietet kurzerhand das Fest.Pfarrer, Bürgermeister und der „Commendatore" wissen, daß dieses Verbot zu allgemeinem Aufruhr führen wird und entschließen sich, die Weisung des Bischofs zu umgehen, was von diesem mit der Exkommunikation der
Claudia von Canon, geborene Wienerin, die seit 1956 in den USA lebt, hat ihren ersten Roman „Die Mondstunde" in deutsch und englisch geschrieben. Die Handlung spielt zur Zeit der zweiten Türkenbelagerung Wiens. Dieser allgemeine Hintergrund rückt ebenso lebendig ins Blickfeld wie die Geschichte der jungen Barbara Cammerloher, die 1683 den doppelt so alten Wiener Ratsherrn Jacobus Schretter heiratet.Während der Türkengefahr für Wien schickt ihr Mann Barbara nach Innsbruck, von wo sie eine Korrespondenz von hohem Reiz mit Verwandten und Freunden führt. Köstlich die Unmittelbarkeit
An der Liebes- und Ehegeschichte eines in verantwortlicher Position tätigen deutschen Bauingenieurs und der deutsch-jüdischen Konzertpianistin Marina Lindor entwickelt Stephan Lackner eindringlich die unlösbaren Zusammenhänge zwischen individuellem und politischem Geschehen im Dritten Reich.Entschlossen, wider den Zeitgeist, Tür ihr persönliches Glück zu kämpfen, heiraten die beiden. Doch der unbehelligte Rückzug in ihre Privatspnäre ist von kurzer Dauer. Nach der Festnahme ihres Vaters -er endet in den Auschwitzer Gaskammern - wählt Marina mit ihrer kleinen Tochter die
Jan Josef Szczepaiiski erzählt die Geschichte des jungen Freiheitskämpfers Antoni Bereskowski, der, nach dem mißlungenen polnischen Aufstand 1863, wie viele seiner Landsgenossen in Paris, isoliert und entwurzelt, ein armseliges Leben führt. Während der Pariser Weltausstellung 1867, die auch vom Zaren Alexander II. besucht wird, glaubt er die Stunde gekommen, durch ein Attentat auf den Zaren, sein Volk vom russischen Joch zu befreien. Aber das Attentat mißlingt, und der inzwischen 20jährige Bereskowski wird von einem Pariser Geschworenen-Gericht auf Lebenszeit „zu den Galeeren”
Erst Guido Morseiiis Selbstmord im Jahre 1973 erweckte das Interesse des italienischen Verlegers Adelphi für dessen sechs nachgelassenen Romane, denen, zu spät für den Autor, die Nachwelt nun hohe schriftstellerische Begabung, sicheres Stilgefühl und den naiven Charme eines genialen Erzählers bescheinigt.Die hier vorliegende Geschichte spielt zu Ende des vorigen Jahrhunderts in einem Schweizer Gasthof, in den sich König Umberto I. von Italien inkognito zurückzieht, um für ein paar Tage den Lasten und der Langeweile seiner monarchischen Repräsentationspflichten zu entkommen, und,
Dieter Weilershof ist durch seine' Romane, Drehbücher, Fernsehfilme und literarischen Essays in den letzten Jahren ins Gespräch gekommen, - als Meister individueller Charakterschilderungen, in denen jeweils exemplarische Probleme und Spannungen transparent werden.In der vorliegenden Novelle, die wirklich von einer „unerhörten Begebenheit” berichtet, wird ein Mann von einer Unbekannten wiederholt angerufen, deren sanfte, betörende Stimme ihn allmählich in unwiderstehlichen Bann zieht. Zu spät versucht der Verführte, sich frei zu machen von den Sirenentönen. Erst als belastende
Welch Thema immer Irwin Shaw in seinen Kurzgeschichten anschneidet, es gelingt ihm stets in einer genial erzählten spannenden Handlung die psychischen Hintergründe der jeweiligen Geschehnisse transparent zu machen. Am stärksten in der Begegnung eines auf allen Lebensgebieten, einschließlich seines Fachstudiums, erfolgreichen jungen Mannes mit einem vom Schicksal benachteiligten Kommilitonen, die jenen die Fragwürdigkeit seiner Sicherheit erleben und als Mensch reifen läßt.Dann erzählt Shaw von flüchtigen Liebschaften einer geschiedenen Amerikanerin während eines Europaaufenthaltes,
Obwohl hellsichtiger als viele deutsche Juden im Dritten Reich in bezug auf das ihnen bevorstehende Schicksal, entschloß sich das Ehepaar Fritz und Lily Pincus erst 1939 zur Emigration, nachdem Fritz Pincus von der Gestapo gesucht wurde. Der Abschied war schwer, besaßen die Pincus doch ein Haus nahe Potsdam, das nicht nur Treffpunkt von befreundeten Theologen, Wissenschaftlern und Künstlern war - unter ihnen Paul Tillich, Martin Buber, Dietrich Bonhoeffer, Bruno Adler, Paul Klee.In England hatten Lily und Fritz Pincus insofern Glück, als der ebenso einfluß- wie hilfreiche Thomas Jones sie
Spät kommt die erste umfassende Biographie des Wolf Dietrich von Raitenau, der als Fürsterzbischof und Ländesherr von Salzburg (1587-1612) nicht nur die Geschicke seines Bistums souverän beeinflußte, sondern darüber hinaus, als Geistlicher, Politiker und Kriegsherr seiner Zeit eine ungewöhnliche Rolle spielte.Die Leser der Biographie werden mit der Gestalt eines typischen Renaissance-Herrschers konfrontiert, der, hineingeboren in die Zeit des anbrechenden Barocks, überall auf Grenzen seines autokratischen Selbstverständnisses stieß. Genial begabt, aber eigenwillig und
Peter Roseggers „Älpler-Geschichten", erstmals 1881 erschienen, wurden schnell vergessen. Sehr zu Unrecht, wie die nun vorliegende Neuausgabe zeigt.Der dunkle Ton überwiegt in Roseggers Schilderungen. Kein idyllisches, unkritisches Bild der „guten, alten Zeit" bietet er an. Viel soziale Ungerechtigkeit rückt ins Blickfeld. Das Ausbeuten des Gesindes in den Bauernhöfen, die Schinderei der Waldarf' beiter; das harte Los der unehelichen und Ziehkinder, der Armen und Kranken, für die es keine geregelte Gemeindefürsorge gab, und die oft am Bettelstab landeten - Rosegger erzählt
Hans Leip, 1893 geboren, legt seine Autobiographie vor: ein Lebensbericht, prall von „Lust und Mühe" des Daseins. Liebenswert die Texte wie die vielen Illustrationen, die den Büchern Leips ihr besonderes Gesicht geben.Als Sohn eines Hamburger Hafenarbeiters, war er von Anbeginn vom Meer verzaubert, das in vielen seiner Werke den Hintergrund der Geschehnisse abgibt. Fernweh und Abenteuerlust hat ihn weit in die Welt hinausgeführt. Leip bleibt ein Eigenbrötler und Außenseiter im hegten Sinn. 1915, als die damalige deutsche „Dichtung" vom vaterländischen Chauvinismus strotzte,
AI ja Rachmanowas in einer Neuauflage vorliegende Tagebuchaufzeichnungen „Milchfrau in Ottakring" sind noch für den heutigen Leser von hohem Reiz. Wie diese russische Akademikerin, Frau eines österreichischen Kriegsgefangenen, nach der Ausweisung der Familie aus der UdSSR im hungernden, unter Arbeitslosigkeit leidenden Wien 1925, einen Neubeginn auf einem ihr völlig fremden Terrain wagte -und gewann - mutet wie ein Wunder an. Sie kaufte mit geliehenem Geld einen kleinen Milchladen in Ottakring, dessen schmale Einnahmen Mann, Frau und Kind gerade vor dem Verhungern bewahrten, weil die