Im dritten Band ihrer Lorimer-Chronik schildert Anne Melevil-le die Schicksale dieser englischen Großbürger-Familie während des Ersten Weltkriegs.
Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht die junge Arztin Anne, die an der Westfront verwundeten englischen Soldaten helfen möchte. Statt dessen wird sie nach Serbien beordert, wo sie einen schier ausweglosen Kampf gegen Hunger und Seuchen beginnt, die unter der Zivilbevölkerung und den Soldaten mehr Opfer fordern als Auseinandersetzungen mit dem in das Land eingedrungenen Feind.
Nachdem jeder Widerstand aussichtslos geworden ist, geht Dr. Lorimer mit den überlebenden serbischen Verwundeten nach Rußland. In Petersburg erlebt sie — kurz vor der Revolution — die gefährliche Ahnungslosig-keit der Hocharistokratie über die Stimmung des hungernden Volkes.
Obwohl die Autorin sich oft der Stilelemente und Schilderungsmethoden des Kolportage-Romans bedient, fasziniert ihr Buch auch anspruchsvolle Leser durch Unvoreingenommenheit und Menschlichkeit: keine Schwarz-Weiß-Malerei, kein Freund-Feind-Denken.
Anne Melville sieht die Leiden der vom Krieg betroffenen Opfer auf beiden Seiten.
SCHICKSALSJAHRE DER LORIMERS. Roman von Anne Melville. Deutsch von Rolf und Hedda Soellner. Piper-Verlag, München-Zürich 1981. 308 Seiten, geb., öS 258.40.
