6925420-1982_09_10.jpg
Digital In Arbeit

Sein und Schein

Werbung
Werbung
Werbung

Daphne du Maurier gehört zu den englischen Schriftstellerinnen, die die psychischen Hintergründe einer spannend erzählten Handlung transparent machen können. Es geht in fast allen in diesem Band versammelten Erzählungen um Sein und Schein in menschlichen Beziehungen; vorwiegend in Liebe und Ehe.

Da ist von Männern die Rede, die skrupellos einflußreiche Frauen mißbrauchen, um Karriere zu machen und von Frauen, die mit romantischen Illusionen in die Ehe gehen und bei Enttäuschung solch weltfremder Vorstellungen nicht fähig sind, den ehelichen Alltag zum Guten zu wenden.

Interessant die Erzählung „Die Zeit heilt alles", in der eine junge Frau liebevoll die Heimkehr ihres Mannes nach langer Abwesenheit im Ausland vorbereitet. Kurz vor der Ankunft wird sie zu einer Freundin gebeten, die ihren Mann in der gleichen Lage verloren hat. „Mir kann das nicht passieren", denkt sie, um dann zu erleben, daß sie ihre eigene Geschichte gehört hat.

Das Märchen „Die Großherzogin" über das Land Ronda, „ein Paradies für Toren", ist eine brillante Studie über Manipulationsmöglichkeiten glücklicher Menschen durch Lügen und Intrigen von nur zwei Benachteiligten der Gesellschaft, die das Land revolutionieren und ins Unglück stürzen.

Daphne du Maurier ist eine kluge, phantasiebegabte Frau, die die Doppelbödigkeit unserer Wirklichkeit durchschaut. Man hat sie nicht zu Unrecht mit Somerset Maugham und Maupassant verglichen.

TRAUM ERST, WENN ES DUNKEL WIRD! Erzählungen von Daphne du Maurier. Aus dem Englischen von Eva Schönfeld und N. 0. Scarpi. Scherz Verlag, Bern/München 1981.180 Seiten, Ln., öS 212,80.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung