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Endzeit

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Von Hermann Lenz, der, besonders in den 60er Jahren, in seinen Romanen unvergleichlich die nach dem Ersten Weltkrieg sich wandelnde Zeit beschrieb, legt der Insel-Verlag nun eine Neuauflage seines vor 35 Jahren erschienenen ersten Werkes vor.

In diesem Entwicklungsroman „Das stille Haus“ ist der späte Lenz bereits vorweggenommen. Der Ich-Erzähler Stephan Clary, ein junger österreichischer Aristokrat, der um die Jahrhundertwende aufwächst, ist ein typischer Repräsentant seines Standes in der Welt des zerfallenden Kakaniens, an dessen inneren und äußeren Wandlungen auch die Ehe seiner Eltern scheitert.

Der sich verloren fühlende Stephan flüchtet in die Rolle des Außenseiters und Zuschauers der Gesellschaft, von der er sich Verlängerung seines, trotz vieler

Endzeit-Ängste verführerischen, Lebensstils erhofft, bis etwas Neues ihm wichtiger wird. Die Begegnung mit einer Frau, die anders ist als seine bisherigen oberflächlichen Liebesbeziehungen. schenkt ihm Zugang zu jenem inneren Bereich, der vom allgemeinen Verfall unbetroffen bleibt.

Die beiden schwierigen Partner wagen den Versuch, miteinander jenes „stille Haus“ zu gründen, dessen Fundament die eigene, von Umweltgegebenheiten unabhängige Existenz ist.

Schon in diesem Frühwerk verfügt Lenz über die klare, ausdrucksfähige Sprache, die seine späteren Romane auszeichnet.

DAS STILLE HAUS. Von Hermann Lenz. Insel-Verlag, Frankfurt/M. 1982. 186 Seiten, Ln., öS 190,—.

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