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Ein Jux für Jahre"

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(Burgtheater, Wien; „Einen Jux will er sich machen" von Johann Nestroy) Einmal im Leben möchte der frisch zum Teilhaber erhobene Handlungsdiener Weinberl „ein verfluchter Kerl" sein, etwas erleben, wobei ihn schon jetzt mehr die Vorfreude auf die Erinnerung und auf das, was er als alter Herr anderen alten Herren über seine Jugendstückeln erzählen wird, vorwärtstreibt als der längst im Gewürzkrä-mer-Gewölb' domestizierte Hunger nach Leben und Abenteuer. All die Verwechslungen, durch die Nestroy den Weinberl und seinen Begleiter Christopherl hetzt, bringen sie nur dorthin, wohin sie gehören und sich längst zurücksehnen: in den Laden, der ihr Käfig ist.

Wie Nestroy dabei Weinberl unter die Haube kommen läßt, ist einer seiner Geniestreiche. Ein ambi-valenteres, ironischer in Frage gestelltes Happy-End wurde kaum je erfunden.

Wie gehört dieser Weinberl gespielt? Josef Meinrad lastet als Hypothek auf der Neuinszenierung von Leopold Lindtberg. Meinrad als Weinberl, die Konradi als Christopherl: das war groß, aber kein Maßstab für später.

Meinrads Weinberl war der Weinberl eines Raimund-Darstellers. Buczolich hat das Aufsässige, das Aufbegehrende, die Mischung von Unterwürfigkeit und latenter Unzufriedenheit, die nicht nur dieser Nestroy-Rolle ansteht. Er gibt dem Weinberl jene Schärfe, die die Inszenierung vor der Verspieltheit rettet.

Robert Meyer ist ein köstlicher Christopherl, Fritz Muliar ein umwerfender Melchior (ein bisserl Zurücknehmen könnte nicht schaden), Matthias Kralj schuf ansprechende Bühnenbilder - ich wünsche dieser Inszenierung langes Leben.

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