Tirol gilt als katholisches Land mit deutlich herabgesetzter NS-Anfälligkeit. Und der Kult um den Anderl von Rinn, den die bösen Juden umgebracht haben sollen? Ach, der! Der ist ja uralt, so hat er halt auch die Nazizeit überstanden. Die Entscheidung von Diözesanbischof Reinhold Stecher, die An-derl-Kirche Judenstein nun doch zu schließen, war mutig. Alle Achtung. Aber seiner Herde muß man sagen: Mannder, 's isch Zeit gewesen! Leider wollen das einige Mannder nicht verstehen.Nicht, daß alle Teilnehmer einer untersagten Anderl-Wallfahrt und Tausende Pro-Anderl-Unterschreiber alle Nazis
(16. 2., 03) Der ,JMusic-box” ist es wieder einmal gelungen, zeitgeschichtliche Information zu bieten, wie sie sein soll und von den Schulen zu lang nicht geboten wurde. Da erzählten Persönlichkeiten ganz ohne Pathos, wie sie die NS-Haft ertrugen, wie die „Geheime Staatspolizei” Aussagen zu erpressen suchte, und fast könnte man sagen: „nebenbei” erfuhr man auch, woher damals eine Frau die Kraft genommen hat, trotz Folter nichts von dem zu sagen, was sie wußte...Sollte der Fall Reder tatsächlich auch Positives bewirkt haben, ist es die Erkenntnis, daß bei der Jugend nicht das
Das Leibgericht der Königsmacher wird nicht serviert — es gibt kein Hickhack a lä Viennoise. Dank der Blitzentscheidung von Minister Helmut Zilk weiß Wien, woran es ist: Claus Peymann wird ab 1986 das Burgtheater, Claus Helmut Drese die Staats-, Eberhard Waechter die Volksoper leiten. Ideale Direktoren gibt's nicht, schon gar nicht in Wien, aber wer schnell entscheidet, hat einen Fehler vermieden.Waechter ist Wien wohlbekannt. Drese bringt aus Zürich den Ruf eines dem Neuen, Kühnen verpflichteten Mannes mit, dem mehr als die beste Besetzung des Gängigen am Herzen liegt.In der Gestalt
(21.5., Ol) Einst rissen sich die Theater um seine neuen Werke. Heute ist Jean Anouilh so out, daß die deutschsprachige Erstaufführung seines neuesten Stücks dem „Großen Welttheater" des österreichischen Hörfunks überlassen blieb. Er nützt die Chance, Ferry Bauer inszenierte Anouilhs ,,Der Nabel" für Radio Vorarlberg so, daß die Hörspielqualitäten des Konversationsstückes voll zum Tragen kommen.Der einstige Erfolgsautor zeigt einen einstigen Erfolgsautor, der von seinem unverständlich schreibenden, aber zu Ehren kommenden Freund als ,JSoulevardier" hingestellt und angepumt wird
Walter Gropius, der vor 100 Jahren, am 18. Mai 1883, geboren wurde, war nicht nur einer der Väter der modernen Architektur. Er zählte vor allem zu jenen Architekten, die nicht nur an den Auftraggeber und „die Kunst“ — sprich: ihr Image als Künstler — denken, sondern an die Menschen, die in ihren Bauwerken leben und arbeiten.Er schrieb: „Schönheit zu schaffen und zu lieben ist elementares Glückserlebnis. Eine Zeit, die nicht hiernach trachtet, bleibt visuell unentwickelt; ihr Bild ist verschwommen, und ihre künstlerischen Manifestationen können uns nicht erheben.“ Gropius,
Sartres Tochter verbot dem Hörfunk die Sendung des Weihnachtsspieles „Bariona oder der Donnersohn“ (FURCHE 51/52), mit dem Sartre im deutschen Ląger die Einheit Christen-Atheisten stärken wollte.Ein Leben lang suchte er zurückzunehmen, was seinerPosition nicht mehr entsprach — siehe sein zeitweiliges Verbot der „Schmutzigen Hände“. Sein eigener Zensor über den Tod hinaus sollte aber kein Autor sein dürfen.Ginge es gerecht zu, könnten sich Dichtererben in alle Ewigkeit ihrer Tantiemen erfreuen. Man enteignet ja auch nicht die Erben von Fabriken und Schlössern alle 50 bis 70
„Wie war das damals?“ von Jean Bouchaud im Wiener Akademietheater ist ein braves Stück. Ein Stück über eine alte Frau, die von ihrer Tochter ins Altersheim abgeschoben wird. Vor allem aber ist es ein Stück mit einer Rolle für Paula Wessely.Paula Wessely ist eine ganz Große. Sie macht nicht nur ein recht mittelmäßiges Stück sehenswert, zwingt zum Nachdenken über verlogene Fürsorglichkeit. Sie zeigt auch, was Schauspielkunst vermag, wenn sie einen harmlosen Text mit Leben erfüllt. Hier ist die Redensart von dem, was zwischen den Zeilen steht, einmal angebracht. Bei Paula Wessely
Wir verdanken Vilma Degischer viele Stunden intensiven Erlebens. Selbst eine Dame, verkörperte sie viele Damen, deren jede ein Mensch war: Die frühe Festlegung wurde zur Herausforderung, dem Rollenfach das Äußerste abzugewinnen.Es wäre so viel zu sagen. Uber die Prägung durch den Vater, der als Sektionschef seine Pflicht erfüllt und in jeder freien Stunde am Klavier sitzt. Uber frühe Erfolge als Tänzerin.Uber die Förderung durch Max Reinhardt, der sie für den ersten Jahrgang seines Seminars und für die Salzr burger Festspiele entdeckt.Uber manchen Verzicht, etwa auf die großen
(26.10., ÖR) Oskar Zemme ist ein bewährter Hörspielautor. .Abschied von den Träumen“ ist ein Text zum Nachdenken, der nicht so sehr das Sterben wie das Verhalten erwachsener Kinder angesichts des Sterbens des letzten noch vorhandenen Eltemteiles behandelt.Ein Sohn (Rudolf Buczo- lich) hat sich schon genug um den sterbenden 81-jährigen Vater gekümmert. Eine Tochter (Gabriele Buch) will ihn aber auch nicht in ihrer Wohnung haben. Während der alte Mann etwas früher als vorhergesehen stirbt, brechen zwischen den beiden alle alten Konflikte und ein paar neue auf.Rudolf Kautek inszenierte
(Theater beim Auersperg, Wien;, „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett.) Einem Mini- Theater verdanken wir die längst überfällige Wiederbegegnüng mit dem Stück, das kein Pariser Theater spielen wollte und das dann den Weltruhm des Autors begründete. Seit dem großen Rätselraten um die Absichten des Autors ist viel Zeit vergangen. „Warten auf Godot“ wirkt heute — aber wirkte es nicht schon damals? — als eine zwingend klare, kaum eines wortreichen Kommentars bedürftige Parabel auf die menschliche Existenz.Daß dieser herrliche Theatertext erst heute wiederentdeckt wird, ist
Im Goethe-Jahr werden viele Theater Goethe spielen. Der Griff des Theaters in der Josefstadt nach dem nicht für die Bühne geschriebenen, schon zu Goethes Lebzeiten für sie bearbeiteten Versepos „Hermann und Dorothea" ist zu begrüßen.Es hätte wenig Sinn, sich 150 Jahre nach Goethes Tod nur das zu Gemüte zu führen, was sich glatt vereinnahmen läßt. „Hermann und Dorothea" kann heute nur zwiespältig aufgenommen werden.’^icht so sehr an Goethes damals noch rein negativer Reaktion auf die Französische Revolution wie an seinem ungebrochen paternalistischen Bild von der Frau muß
Wo marschieren die Trapper vor den Trappisten? Wo geraten die Konterfeis des Österreichers Hans und der Brecht-Witwe Helene Weigel nebeneinander?Ja, „Meyers Neues Lexikon“ ist abgeschlossen. Der 8. Band enthält die Welt von Te (ehern. Symbol für Tellur) bis z.Zz. (Abk. für: zur Zeit). Mit seinen insgesamt 150.000 Stichwörtern auf 5.300 Seiten, seinen 12.000 Abbildungen und 1.000 Tabellen, Karten und Tafeln bietet das Neue Lexikon von Meyer eine gute Chance, all das Viele zu finden, das in kleineren Lexika unter den Tisch fällt.Ich halte prinzipiell auch das Einbringen von Meinung
Der neueste Band der „Wiener Geschichtsbücher“ ist keine Konkurrenz, sondern eine wichtige Ergänzung zu dem vor wenigen Jahren bei Herolderschienenen prachtvollen Band Rupert Feuchtmüllers über den Wiener Stephansdom. Marlene Zykan, die im Bundesdenkmalamt tätig ist und schon über den Ste- phansturm dissertierte, gelang mit ihrem Buch „Der Stephansdom“ ein großer Wurf: die so seltene Synthese von fachlicher Souveränität und der Kunst, knapp, klar und interessant zu schreiben.Marlene Zykan hat den großen Überblick über Quellen und Literatur. Während bei Feuchtmüller
Die billige, dafür besser illustrierte Taschenbuchausgabe des bekannten Buches „Göttlich aber war Kreta“ von Hans Pars: Das ist erfreulich. Der Schwung, mit dem das Buch geschrieben wurde, hat es jung erhalten, auch wenn der Autor manchmal mehr erzählt, alsdieseriö- se Kreta-Archäologie heute verantworten will. Das tut aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch.Ärgerlich finde ich aber das aktuelle Nachwort von Hanni Gua- nella. Sie berichtet brav über neuere Ausgrabungen, tut aber so, als hätte der Geologie-Ordinarius Hans- Georg Wunderlich nie gelebt, nie die Aussagen der gesamten
(Theater in der Josefstadt, Wien; „Der Talisman“ von Johann Ne- stroy) Die roten Harre hemmen, die Perücke ermöglicht seinen Aufstieg, er tritt nach unten, stürzt, ist aber am Ende geläutert - wer das inszeniert, muß sich den Widersprüchen im Charakter des Titus Feuerfuchs stellen.Oder man setzt eine eher zu Harmlosigkeit tendierende Aufführungstradition fort, wie nun Fritz Zecha. Michael A. Schottenberg ist ein hervorragender Schauspieler und seine Kunststückeln verstärken die Situationskomik in der effektvoll besetzten Aufführung (Dolores Schmidinger, Elfriede Ott usw.).Die
(II. 5., ÖR) Die Theater spielen Stücke aus zweieinhalb Jahrtausenden. Warum nicht einmal ausprobieren, wie ein altes Hörspiel neben all den neuen besteht?Radio Niederösterreich hatte Mut, Johannes Twaroch inszenierte das allererste Hörspiel der Rundfunkgeschichte neu.Richard Hughes sollte 1924 ein dramatisches Werk für den Rundfunk schreiben und machte das Handikap des fehlenden Bildes wett, indem er seine Geschichte - „Gefahr“ - in einem Bergwerk spielen ließ, in dem das Licht ausfällt.Die hervorragende Neuproduktion mit Adelheid Picha, Robert Meyer und Helmut Ja- natsch beweist
(Burgtheater, 3. Raum, Wien; „Berührungen“ nach dem Buch „Guten Morgen, du Schöne“ von Maxie Wander) Eine der bisher kaum genutzten Möglichkeiten des dritten Raumes: Unternehmungen der Burgschauspielerinnen in Eigen- • regie. Nach zwei Inszenierungen auf dem Lusterboden und einer am Schwarzenbergplatz folgte hier erstmals etwas, das die Beifügung „experimentell“ verdient, freilich . abermals keine echte Neuentdeckung.Die Österreicherin Maxie Wander lebte und starb in der DDR, wo auch die Interviews mit 16 Frauen entstanden, die bisher von rund 15 Theatern für die Bühne
(5. 5., ö 1) Radio Wien reagierte schnell und brachte das vor kurzem mit dem Kriegsblin- den-Preis ausgezeichnete Hörspiel „Moin Vaddr labt“ von Walter Kempowski, geschrieben in einer an das Jiddische angelehnten Mundart, die der Autor eigens dafür erfand.Kempowski gelang damit eine Totenklage in Balladenform mit dichterischen Qualitäten, die zu Herren geht, wenn man sie versteht.Der renommierteste Hörspielpreis für einen Autor, der sich intensiv mit Hitler und NS- Zeit befaßte, jedoch für ein Werk, das Engagement und Realitätsgehalt esoterisch verschließt und dem flüchtigen
(3. 5., ö 3) Das Rezept ist einfach, aber gut. Man nehme eine anspruchsvolle ö 1-Wortsen- dung, kürze sie, fülle mit Musik auf und bringe ihren Inhalt per ö 3-„Kopfhörer“ in andere, vor allem -aber noch mehr Köpfe.Das Feature „Ein Arbeiterdichter wird verkauft“ über Alfons Petzold hat es verdient. Die Autoren Richard Goll und Georg Tidl bereicherten es durch irische Lieder, denen die innere Beziehung zu Petzolds Hauptwerk, „Das rauhe Leben“, nicht abzusprechen ist.Die Sendung war nicht ohne eine leise, bittere Ironie. Sie konfrontierte nicht nur mit dem Werk des
(Theater der Courage, Wien; „Frankenstein-Aus dem Leben der Angestellten“ von Wolfgang Deichsel) Die Methode ist bemerkenswert, das Ergebnis zumindest unterhaltend und interessant: Deichsel schrieb eine Szenenfolge mit lockerem äußerem, aber starkem innerem Zusammenhang. Er konfrontiert darin das „verrückte" Verhalten einzelner mit der alltäglichen scheinbaren Normalität einer übergeschnappten Welt.Da entdeckten Spaziergänger ein Gehirn mit Drähten in einem Hutkoffer, da findet eine Frau eh alles in Ordnung, weil ihr Mann das Auto, das ein Kind überfuhr, nicht „wirklich“,
Friedrich Heer diskutierte mit Viktor Reimann über sein Buch „Der Kampf um die österreichische Identität", Wolf In der Maur moderierte. es hätte ein großes Gespräch werden können.Es blieb bei einer interessanten Unterhaltung zwischen zwei Männern. die einander lange kennen, dieselben Ereignisse erlebt, daraus aber völlig verschiedene Schlüsse gezogen haben. Was ausblieb, war der zündende Funke.Mir, dem um eine halbe Generation Jüngeren, hat das Gespräch der beiden Kontrahenten trotzdem zu einer blitzartigen Einsicht verhalfen. Sie führten, so schien mir, eine Diskussion des
(Schauspielhaus, Wien; „Groß und Klein“ von Botho Strauß) Es hat lang gedauert, bis sich ein Wiener Theater dieses Stückes annahm. Unbegreiflich lange, denn es handelt sich um eines der wenigen Stücke, die heutige soziale Realität wiedergeben und interpretieren, statt sie ins Schema eines Vorurteils zu pressen.Man kann „Groß und Klein“ als Innerlichkeits-Drama „psychologisch“ inszenieren und/oder als Arie für eine große Schauspielerin, die alle Register zieht - aber man kann auch die darin porträtierte soziale Realität herausarbeiten. Hans Gratzer entschied sich
Der Polemiker Heine stand dem Dichter an Sprachgewalt wenig nach. Und der Band 12/1 der Historisch-kritischen Heine-Gesamtausgabe, mit dem diese nun bei Heines Schriften über französische Maler, französische Zustände und über die französische Bühne angelangt ist, beweist:Auch der Journalist Heine lebt, wirkt, fasziniert weiterhin, sein Stil funkelt und seine Artikel sind voll vergessener Informationssplitter, die das Gestern und oft auch das Heute begreiflicher machen.Köstlich, wenn Pethion die Girondisten beruhigt, heute werde das Volk schon nicht gewalttätig werden, „denn es
(Akademietheater, Wien; „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ von Tennesse Williams.) Bei aller Skepsis, was die Wichtigkeit der Stücke von Tennesse Williams und ihrer Botschaften für das Jetzt und Hier betrifft - die Chance, ein für den Broadway umgeschriebenes und in dieser entstellten Fassung auch auf unseren Bühnen tradiertes Stück endlich in seiner kompromißlosen, krassen und überzeugenden Urform zu spielen, mußte wahrgenommen werden.Regisseur Adolf Dresen wußte sie zu nützen. Er kehrt jene Facetten hervor, die auch in das Jetzt und Hier Licht werfen. Er interessiert sich
(14. 4., ö 1) Der amerikanische Präsident wollte es ganz genau wissen und die von ihm beauftragten Fachleute stellten fest, wie die Welt im Jahre 2000 vermutlich aussehen wird. Über das Ergebnis berichtet die „Help“-Redaktion in einer dreiteiligen Folge. (Letzte Folge: 28. 4., ö 1,20 Uhr)Die 2. Folge war ein Horror- Szenario über den nach menschlichem Ermessen bevorstehenden katastrophalen Rohstoffmangel, über das bevorstehende Aussterben eines Fünftels bis eines Siebentels aller Tier- und Pflanzenarten, über die Risiken, die mit der Vernichtung von (weltweit) 18.000 bis 20.000
Quizfrage: Wer hat eigentlich Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ in Österreich erst- aufgeführt? War das nicht eine gewisse Stella Kadmon? Und taufte sie nicht erst nachher ihr Literarisches Kabarett „Lieber Augustin“ in „Theater der Courage“ um?Wer hat denn bloß „Draußen vor der Tür“ erstmals in Österreich gespielt - Jahrzehnte bevor sich ein zweites österreichisches Theater auf dieses Wagnis einließ? Richtig, sie.Wer hat überhaupt das erste Stück von Max Frisch nach Österreich gebracht? Auch Stella Kadmon. Und Sartres „Ehrbare Dirne“, die jetzt so
(12. 4., Ö I) Im Wettbewerb mit formalen Neuerungen bleiben Inhalte oft auf der Strecke. Aber in Berlin ging es ja um den renommierten „Prix futura“, also um Zukunftsträchtiges, und das damit ausgezeichnete „Sprechquartett“ von Alexander Widner ist tatsächlich ein attraktives akustisches Spektakel.Wenn auch nicht die Alternative zu „Opas Hörspiel“, zu der Regisseur Vintila Ivanceanu seine Produktionen gern hochstilisiert.Ivanceanu nutzte alle Möglichkeiten der Studiotechnik und bereicherte das „Oratorium für lebende Leichen“ durch Gags und Originaltonfetzen von Goebbels
(Theater in der Josefstadt, Wien; „Gespenstersonate“ von August Strindberg) Anklagen verlieren ihre Wucht, wenn sie von der Progression des Verbrechens in den Schatten gestellt werden.Strindberg zerfetzt eine Runde armer kleiner Schurken, verglichen mit den Virtuosen der Lebenslüge, die wir heute Auschwitz und dessen Nährboden, in dem wir alle noch wurzeln, in die Geschichte verdrängt haben - Jahrzehnte, bevor die letzten Opfer der Gaskammern auch ohne Hitler unter der Erde wären.Er zerfetzt sie mit jener Radikalität, jie sich die Schuldgemeinschaft von heute verbittet. Sie
(Volkstheater im Messepalast, Wien; „Egmont“ von J. W. Goethe) Den „Egmont“ soll man nur spielen, wenn man einen hervorragenden Mann für die Hauptrolle oder eine Interpretation des Stückes anzubieten hat. Das Volkstheater hat nur ein gutes Klärchen, aber hätte sich für Ulli|Maier nicht auch eine andere schöne Rolle finden lassen’/Georg Lhotsky hat das Stück, in dem es um die Freiheit geht, entpolitisiert. Das ist natürlich ein atemberaubend aktuelles Regiekonzept in einer Theaterlandschaft, in der der eigene Nabel die höchste Erhebung darstellt, weil der Horizont auf ein
(29. 3., 0 1) Das „Magazin der Wissenschaft“ konfrontierte mit Informationen, über die nachdenken sollte, wer in Österreich Politiksmacht - oder interpretiert. Eine internationale Studie über „Unkonventionelles politisches Verhalten in fortgeschrittenen Industrieländern“ bestätigte Österreich seine Andersartigkeit.Kern des Untersuchungsergebnisses: Während in anderen Ländern ein enger Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und linksliberalen politischen Tendenzen nachgewiesen werden konnte, sei in Österreich ein hoher Prozentsatz der höher Gebildeten konservativ eingestellt.Fragt
Wien war einst eine Stadt, in der der Kaffeehausmensch prächtig gedieh. Es gibt ihn auch heute noch. Aber so wie bei den afrikanischen Elefanten streiten auch beim Kaffeehausmenschen die Experten über die Frage, ob der Bestand auf lange Sicht zu retten, ob vielleicht sogar wieder auf eine Vermehrung der Kopfzahl zu hoffen sei.Mit dem Kaffeehausmenschen ist es nämlich ähnlich wie mit einigen vom Aussterben bedrohten Tierarten. Es genügt nicht, einige Paare einzufangen und im Zoo oder, in unserem Fall, in einem kunstvoll-künstlich revitalisierten Cafe zur Schau zu stellen, um das
(Theater in der Josefstadt, Wien; „Dona Rosita oder die Blumensprache“ von Federico Garcia Lorca) die adäquate Umsetzung der Stücke von Garcia Lorca zählt für deutschsprachige Bühnen zu den schwierigsten Problemen überhaupt. Imo Moszkowicz hat für seine Inszenierung immerhin einen gangbaren Weg gefunden, hat eine Aufführung geschaffen, die zumindest einen Aspekt des vielschichtigen Werkes überzeugend zur Erscheinung bringt, und das ist in diesem Falle schon etwas.Ich finde aus diesem Grunde die zum Teil sehr negativen Kritiken, die der Aufführung zuteil wurden, ungerecht.Über
(Akademietheater, Wien; „Maria kämpft mit den Engeln“ von Pavel Kohout) Wien erlebte die Uraufführung eines durch und durch anständigen Stückes mit intensiven Szenen und einigen Mängeln.Eine wegen ihrer Charta-77-Un- terschrift kaltgestellte Schauspielerin soll wieder spielen. Eine Falle? Ein ehrliches Angebot? Sie wird nicht nur von „Geheimengeln“ beschattet, sondern auch von Engeln verfolgt, die nur sie sehen kann.Die politischen Probleme vermischen sich mit denen einer Frau, für die ein Unfall und der Tod ihres Kindes zum Ausgangspunkt einer Krankengeschichte wurde.Damit
(Vienna’s English Theatre, Wien; „Jane" von S.N. Behrman) Maugham hat eine Menge Theaterstücke geschrieben. Dieses ist nur fast von ihm: Es basiert auf einer seiner Erzählungen.Es ist, abgesehen von einigen Längen, ein amüsantes Stück. Eines jener Stücke, in denen die Pointen hin- und herfliegen wie die Ping- Pong-Bälle. Eines jener Stücke, in denen sich hinter den Pointen Weisheiten, aber auch funkelnde Bosheiten verstecken.Es geht um eine alte Dame aus Liverpool, die einen jungen Mann heiratet, aber bald an eine Jüngere verkuppelt, um einen Herrn zu freien, der
(„Aus der Reihe“ in den Kammerspielen, Wien; „Geblendet“ von Jean Cau) Wie kommt dieses Stück ins anspruchsvolle Sonderprogramm? Nur, weil Cau einmal Sartres Sekretär war? Oder weil zur Abwechslung zwei Männer die Basis des Dr(ei)ecks bilden?Jean Cau opferte die besseren Einfälle, die er doch hoffentlich auch hat, mutig den harten Existenzbedingungen des Boulevard. Er preßte alles, was das Bühnengeschehen mit Leben zu infizieren drohte, bis zur garantierten Sterilität aufs Klischee. Er ersparte es dem Publikum mit äußerster Konsequenz, sich für das weitere
Die Zeiten, da sich die Theorie der Fotografie nur mit letzterer befaßte, sind vorbei. Nun befaßt sie sich mit sich selbst. Das Interesse für alte Fotos, fotografische Technik und Ästhetik erhält durch den Rückgriff auf das über Fotografie Gedachte sozusagen die akademische Weihe.Die auf drei Bände angelegte Anthologie theoretischer Texte über Fotografie ist als Standardwerk angelegt und hat gute Chancen, es für das deutsche Sprachgebiet zu werden. Der zweite Band (1912 - 1945) erschien zuerst. Bände über die Perioden vor 1912 und nach 1945 werden folgen. Die einleitenden
(Akademietheater, Wien; „Triptychon“ von Max Frisch.) Nicht nur das Thema, der Tod, sondern auch diesseitige Umstände förderten das Interesse am Stück: Das Schwanken des Autors, ob dieser Text überhaupt auf die Bühne gehöre, die Uraufführung in polnischer Sprache, das Ausspringen des Frankfurter Schauspielhauses aus dem Vertrag, so daß Wien zur Uraufführung der Originalfassung kam.„Triptychon“ ist kein Stück, zu dem man einfach ja oder nein sagen kann. Max Frisch schlägt sich seit langem mit dem Phänomen des Todes herum, dies ist ein vorläufig letztes Wort zu
(25. 1., ö 1) Josef Schweik- hardt ist ein Virtuose sehr hochgestochener Collagen, er schreibt Features, die durch den notwendigen Regieaufwand in die Programmrubrik Hörspiel geraten. Er setzt seine Gedanken nicht in Spiel um, sondern serviert sie direkt.„Trommelfell“ ist eine Auseinandersetzung mit dem Medientheoretiker Marshall McLuhan, ein theoretischer Exkurs über die Medienwelt, gestaltet mit den Kunstmitteln des Hörfunks.Die gehen freilich manchmal mit dem Autor durch, dann wird aus der Auseinandersetzung mit der Wörterflut - Wörterflut.Der Reiz des akustisch
Wie seine Vorgänge!1, berichtet auch das „Jahrbuch 1980“ in optischer Angleichung an „Meyers Enzyklopädisches Lexikon“ bzw. an „Meyers Neues Lexikon“ über alles, was im vorangegangenen Jahr wichtig war bzw. von Meyers Lexi- konredaktion für wichtig genommen wurde.Wer oft auf zeitgeschichtliche Schnell-Information angewiesen ist, gewöhnt sich rasch an diese Bände und findet sie bald unentbehrlich.Allein die Liste aller wichtigen Ereignisse des Jahres, nach Monaten und Tagen geordnet, ist ein wertvoller Arbeitsbehelf. Der Informationsschwerpunkt gilt Ländern,
Viele berühmte Autoren schrieben Weihnachtsgeschichten, und die dtv-Sammlung „Die Nacht von Betlehem" vereint eine kluge Auswahl: Solche und solche.Man kann nämlich, finde ich, die Weihnachtsgeschichten in zwei große Lager teilen: In die süßen und in die bitteren.Viele Dichter suchten beim Schreiben einer Weihnachtsgeschichte den Weg zurück in die Kindheit. Ein entzückendes Beispiel für die Weihnachtsgeschichte von dieser Art ist „Der Weihnachtsgeist" von Pearl S. Bude.Andere können, gerade beim Schreiben einer Weihnachtsgeschichte, all das Traurige nicht vergessen, das
(Akademietheater, Wien; „Memoiren" von John Murrell) Wer sich eine große Rolle für eine große Menschendarstellerin und somit einen großen Abend erwartet hatte, erlebte eine große Enttäuschung. Denn eine Herabsetzung der Ansprüche kommt nicht in Frage, wenn Käthe Gold die Sarah Bernhardt spielt.Wenn wir vergessen, daß die von Käthe Gold gespielte Person Sarah Bernhardt hieß, bleiben einige tragikomische, zu Herzen gehende Momente und einige schöne Szenen, bleibt die Begegnung mit einer Großen des Burgtheaters.Bedenken wir aber, wie klein die Chance ist, diese Große in
(Werktags 7.00 Uhr, ö 1) Die Milchfrau ist ausgestorben. Die Neuigkeiten kommen jetzt ohne Semmeln, dafür frischer als die druckfeuchteste Zeitung, als „Morgenjournal” aus dem Radio.Eine hervorragende, exemplarische Sendung ist unser „Morgenjournal” mit seinen an den Nachrichtenblock anschließenden Kommentaren, Interviews und Telephonaten, mit seinen Pannen, die von der Regie erfunden sein könnten, seinen deprimierenden und stimulierenden, seinen einmal gleichgültigen und dann wieder erschütternden Inhalten.Es strukturiert selbst noch das Grauen im Morgengrauen auf eine Weise,
(2. 11., ÖR) Der Allerseelentag war ein Sendetermin mit Symbolik. Das Hörspiel „Auf dem Rücken der Nacht” von Susanne Schweiger beschäftigt sich mit den Aggressionen, Obsessionen, Träumen und Hoffnungen von Menschen, die sehr oft so behandelt werden, als wären sie schon tot. ,Das Stück spielt in einem Altersheim. Drei Männer verarbeiten Desillusionierung und Hausordnungs-Druck - einer opportunistisch, einer zynisch, der dritte mit Wirklichkeitsflucht.Letzterer zitiert gern Dichtung und ermöglicht es der Autorin, der realistischen .Handlungsebene eine poetisch reflektierende
(Theater beim Auersperg, Wien; „Weltuntergang oder die Welt steht auf kein Fall mehr lang" von Jura Soyfer.) Schade, daß diese Premiere nicht ein paar Wochen später stattfand. Man hätte dann einige bisher unbekannte, in den eben erschienenen „Gesammelten Werken" enthaltene Szenen dieses Stük-kes in die Inszenierung aufnehmen können. Gut, daß diese Premiere nicht ein paar Wochen später stattfand. Dadurch ist nämlich eine weitere Inszenierung in absehbarer Zeit in irgendeinem Wiener Theater erforderlich geworden. Soyfer kann man nicht oft genug spielen.Und man kann sich
Die Zeiten, in denen Städte und Länder auf ihre Neubauten stolz waren, sind vorbei. Wenigstens vorläufig. Heute ist man stolz auf das, was der „Fortschritt" verschont hat. Oberösterreich ist in dieser Beziehung besonders reich.Das Land hat regional und sozial äußerst differenzierte Bauformen hervorgebracht. Eine Fülle bäuerlicher Baustile im Sinne der heute hochgeschätzten „anonymen Architektur", prachtvolle Bürgerhäuser und eine eher zurückhaltende, menschennahe Schloßarchitektur.Zwischen Bauern- und Bürgerhäusern und denen des Adels gibt es fließende
(21. 9., öl) Das Hörspiel „Die Überflutung" von Gert Hofmann war noch einmal zu hören. Anlaß: Das von Hans Krendlesberger für Studio Wien inszenierte Stück wurde mit dem renommierten italienischen „Prix de la RAI" ausgezeichnet. Stück und Produktion haben die Ehrung verdient. (Hauptrolle: Johannes Schauer)Der 1932 geborene Autor geht hier dasselbe Thema wie in seiner Novelle „Die Denunziation", aber ganz anders, an! Begrabene Vergangenheit, verschüttete Erinnerungen, die Toten, die in den Köpfen der Überlebenden geistern.In der „Denunziation" geht es um
(Die Komödianten, Wien; „Rund um den Kongreß" von ödön von Horväth) Das frühe, erst lang nach Horväths Tod uraufgeführte Stück ist schwach, es verläuft im Sand, enthält aber einige starke Szenen, die Horväth allerdings in anderen Stücken verwertete, nachdem er dieses wieder in der Schublade verschlossen hatte.Gerhard Jax tat ähnliches mit diesem Stück. Er verwertete es, statt es zu inszenieren. Er benützte es als Rohmaterial für einen Abend, an dem die heutigen Komödianten die einstigen Komödianten zitieren, an dem ein Ensemblesich selber abschaut, wie es sich (einst)
(Burgtheater, Wien; „Einen Jux will er sich machen" von Johann Nestroy) Einmal im Leben möchte der frisch zum Teilhaber erhobene Handlungsdiener Weinberl „ein verfluchter Kerl" sein, etwas erleben, wobei ihn schon jetzt mehr die Vorfreude auf die Erinnerung und auf das, was er als alter Herr anderen alten Herren über seine Jugendstückeln erzählen wird, vorwärtstreibt als der längst im Gewürzkrä-mer-Gewölb' domestizierte Hunger nach Leben und Abenteuer. All die Verwechslungen, durch die Nestroy den Weinberl und seinen Begleiter Christopherl hetzt, bringen sie nur dorthin,
Die vergangene Theaterspielzeit war durch deutliche Verfallserscheinungen des Regietheaters gekennzeichnet. Aber eine neue Theatermode ist nicht in Sicht und auch die großen neuen Texte bleiben vorerst aus. Doch daran sind nicht nur die Autoren schuld.Für einen neuen Film braucht man meistens auch einen neuen Einfall, und sei er noch so klein, ein neues Drehbuch und daher auch einen Autor, denn jemand muß ja die Sätze schreiben, die die Leute im Film reden.Das Theater kommt ohne Autor aus. Es braucht Schauspieler, Regisseure, Billeteure, Bühnenbildner, Garderober, Dramaturgen,
Wer „Die Armut der Psychologie" von Arthur Koestler kauft, mag sich ziemlich gefoppt fühlen, wenn er entdeckt, daß er statt eines neuen Buches über das Thema „Der Mensch als Opfer des Versuchs, irrationalem Verhalten mit rationalen Methoden beizukommen" (so der Untertitel des Bandes) eine Sammlung uralter Aufsätze und Reden erstanden hat.Zwei Umstände lassen das Vorgehen des Verlages besonders unseriös erscheinen: Gerade über jenen Themenkreis, mit dem sich die halbwegs zum Titel des Bandes passenden Arbeiten befassen, hat Koestler vor wenigen Jahren ein Werk geschrieben,
In Bolivien fuhren wieder einmal die Panzer. Und wie immer, wenn in Lateinamerika die Panzer auffahren, richteten sie ihre Kanonen auf das Volk.Sie waren schon im vergangenen November gefahren, und was das bedeutet, kann man einer Bilddokumentation entnehmen, die uns zufällig ebenfalls jetzt, etwa gleichzeitig mit der Nachricht von der Errichtung einer Militärdiktatur in Bolivien, erreichte.Sie enthält aber nicht nur Bilder des Grauens, Bilder toter und verstümmelter Menschen, sondern auch solche, auf denen die Panzer genau zu erkennen sind.Leider. Denn die Panzer, die gegen das Volk
(Schloß Laxenburg bei Wien, Blauer Hof; „Die Raubritter vor München” und „Das Brillantfeuerwerk” von Karl Valentin) Herwig Seeböck ist im Laxenburger Kultursommer eine sehr sympathische und durchaus sehenswerte Valentin-Inszenierung geglückt.In der ersten der beiden Grotesken geht es äußerst turbulent zu, da feuert die Kanone mit Knackwürsten über das Publikum hinweg und die abgemurksten Kämpfer streut's reihenweise vom Podium in den Sand (gekonnt, gekonnt!) - es wäre verfehlt, allzuviel Bedeutung in diesem Text zu suchen, aber er wird mit so viel Witz und Artistik serviert,
(Nestroy-Spiele, Schwechat bei Wien; „Freiheit in Krähwinkel” von Johann Nestroy) Einerseits gelang Regisseur Peter Gruber eine optisch und schauspielerisch interessante, die ehrgeizigen Schwecha-ter Laienspieler sicherlich weiterführende Aufführung, die sehenswert und zeitweise unterhaltend ist.Auf der anderen Seite aber wird durch sein Konzept der Aktualisierung um jeden Schleuderpreis nicht nur aus dem Theaterstück ein Kabarett, woran wenig auszusetzen wäre - der Versuch, Nestroy falsche Zähne einzusetzen, führt dazu, daß er seinen Biß verliert.Statt Metternich tritt also jetzt
Niemand weiß so recht, wieweit sich das Stammpublikum der diversen Sommerspiele mit dem der festen Theater deckt oder überschneidet. Doch spricht viel für die Vermutung, daß zahlreiche Leute, die im Winter nicht ins Theater gehen, im Sommer ins ,,Theater” fahren.Wissen sie, was sie nicht tun? Viele Sommerspiele haben mit dem, was im ..richtigen” Theater geschieht, wenig mehr als die Bezeichnunggemeinsam. Denn im Sommer wird heile bis krampfhaft heile Theaterwelt gespielt. Wird die Wirklichkeit nicht interpretiert und nicht porträtiert, sondern auf dem Parkplatz zurückgelassen. Ist
(Burgtheater, Wien; „ödipus Tyrann” und „ödipus auf Kolonos” von Sophokles) Die Aufführung beider Stücke an einem Abend bestätigt die Richtigkeit dieses Konzeptes. Der innere Zusammenhang der mit jahrzehntelangem Abstand entstandenen Werke wird deutlich. Die Szenen, in denen der sterbende ödipus auf Kolonos den Vergleich zwischen seiner ohne Wissen und Wollen entstandenen Schuld und dem Handeln derer zieht, die bewußt niederträchtig gehandelt haben und ihn verdammten, könnte tatsächlich wie Fortsetzung und Schluß einer Tragödie wirken -fände die Regie auch den gemeinsamen
(Großer Konzerthaussaal, Wien; „Die letzten Tage der Menschheit” von Karl Kraus.) Die Monsterinszenierung von Hans Hollmann macht ein klares Ja oder Nein unmöglich.Viel spricht für sie: Ein faszinierendes Raumkonzept. Die Realisierung noch nie gespielter Szenen. Eine verblüffend einfache, raffinierte Methode, die „antisemitischen” Szenen so zu spielen, daß sie nicht unerträglich wirken (die Schieber, aber auch zwei der Offiziere an der Sirk-Ecke und Kaiser Wilhelm wurden von Frauen gespielt). Viele Szenen packen, transportieren die Schärfe und den Zorn von Karl Kraus.Am
Hörspiele mit bedeutungsträchtiger Fabel sind selten geworden. So ereignet sich das Neue auf dem Felde des formalen Experimentes. Es spiegelt also nur die Situation, wenn von den in der letzten Hörspiel-Werkstatt zusammengespannten Texten das Hörspiel mit handfester Handlung („Der Mantel Vergißmeinnicht” von Reinhard Wegert) eher wie ein Serienprodukt von der Utopia-Stange wirkte, während „Das Motorrad” von Josef Schweik-hardt (frei nach einem Roman von Andre Pieyre de Mandiar-gues, Regie: der Autor) aufhorchen ließ.Motorräder sind in der surrealistischen Landschaft ebenso
Angeblich sind unsere Theater ungeheuer scharf auf neue Gesichter, die starken Persönlichkeiten mit Begabung gehören. Wenn es so ist, müßte Hans Pemmer, der jetzt Nestroys Knitsch im „Theater am Auersperg” spielt, bald auch in größeren Rollen zu sehen sein - und zwar dort, wo man ihn bisher meist nur „am Rande des Geschehens” sah, nämlich in Wiens größeren •Theatern.Der gelernte Zolldeklarant hat nicht nur das Gesicht eines Nestroy-Coder Raimund- und so weiter-)Darstellers, sondern auch die vis comi-ca, die Ambivalenz, die Mischung von Naivität und Verschlagenheit, und die