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Kretisches Schweigen

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Die billige, dafür besser illustrierte Taschenbuchausgabe des bekannten Buches „Göttlich aber war Kreta“ von Hans Pars: Das ist erfreulich. Der Schwung, mit dem das Buch geschrieben wurde, hat es jung erhalten, auch wenn der Autor manchmal mehr erzählt, alsdieseriö- se Kreta-Archäologie heute verantworten will. Das tut aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Ärgerlich finde ich aber das aktuelle Nachwort von Hanni Gua- nella. Sie berichtet brav über neuere Ausgrabungen, tut aber so, als hätte der Geologie-Ordinarius Hans- Georg Wunderlich nie gelebt, nie die Aussagen der gesamten tradierten Kreta-Archäologie in Zweifel gezogen, nie auf eine Reihe von Widersprüchen hingewiesen.

Die Sicherheit, mit der die Fachleute seine Theorie vom Tisch wischen, läßt mich vermuten, daß sie über einen Sack guter Argumente gegen ihn verfügen. Das Nachwort zur Neuauflage des populären Standardwerkes wäre die Gelegenheit gewesen, uns Laien aufzuklären.

War in den angeblichen Vorratsräumen von Knossos wirklich nur wenige Zentimeter Platz zwischen der Decke und dem oberen Rand der Vorratskrüge? Lassen die Steinschienen der Türen wirklich den Schluß zu, daß diese einmal verschlossen und nie wieder geöffnet wurden?

Waren Böden und Treppen der Paläste wirklich aus einem für den angeblichen Verwendungszweck untauglichen Material? Könnte der Königsthron wirklich für eine Mumie bestimmt gewesen sein? Und was spricht nun wirklich gegen Wunderlichs Behauptung, die Badewannen seien Särge gewesen?

Kein Wort davon. Unaufgeklärte Widersprüche. Warum?

GÖTTLICH ABER WAR KRETA. Von Hans Pars. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1981,402 Seiten, öS 98,56

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