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Bärendienst für Koestler

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Wer „Die Armut der Psychologie" von Arthur Koestler kauft, mag sich ziemlich gefoppt fühlen, wenn er entdeckt, daß er statt eines neuen Buches über das Thema „Der Mensch als Opfer des Versuchs, irrationalem Verhalten mit rationalen Methoden beizukommen" (so der Untertitel des Bandes) eine Sammlung uralter Aufsätze und Reden erstanden hat.

Zwei Umstände lassen das Vorgehen des Verlages besonders unseriös erscheinen: Gerade über jenen Themenkreis, mit dem sich die halbwegs zum Titel des Bandes passenden Arbeiten befassen, hat Koestler vor wenigen Jahren ein Werk geschrieben, in dem er weit über das hinausgeht, was er in diesen viel älteren Essays vertritt.

Zweitens wurde nicht einmal der Versuch gemacht; den alten Hut aufzuputzen, zum Beispiel durch eine neue Einleitung - nur zu gerne hätte ich zum Beispiel erfahren, ob das „rattomorphe Menschenbild" der Behavioristen, das Koestler -mit sehr großer Berechtigung! - attackiert, in angelsächsichen Landen noch immer so grassiert.

Übrigens hätte dieser Koestler-Digest den Etikettenschwindel gar nicht nötig gehabt. Er enthält vieles, dessen Wiederveröffentlichung fällig war. Koestlers Demontage eines allzu unkritischen Gandhi-Bildes („Der Yogi und der Kommissar") ist heute so brisant wie vor zehn Jahren. Und selbst dort, wo er sich - mit eigenen psychologischen Theorien - in Sackgassen verrennt, regt er zu eigenen Ideen an.

Man hätte dieses Buch ruhig als das verkaufen können, was es ist. So, wie es ist. ist es vor allem ein schlechter Geburtstags-Dienst für den 75 Jahre alt gewordenen Autor.

DIE ARMUT DER PSYCHOLOGIE. Von Arthur Koestler, Scherz-Verlag Bern. 320 Seiten, öS 246,40.

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