6913360-1981_17_01.jpg
Digital In Arbeit

Gespräch ohne Funken

Werbung
Werbung
Werbung

Friedrich Heer diskutierte mit Viktor Reimann über sein Buch „Der Kampf um die österreichische Identität", Wolf In der Maur moderierte. es hätte ein großes Gespräch werden können.

Es blieb bei einer interessanten Unterhaltung zwischen zwei Männern. die einander lange kennen, dieselben Ereignisse erlebt, daraus aber völlig verschiedene Schlüsse gezogen haben. Was ausblieb, war der zündende Funke.

Mir, dem um eine halbe Generation Jüngeren, hat das Gespräch der beiden Kontrahenten trotzdem zu einer blitzartigen Einsicht verhalfen. Sie führten, so schien mir, eine Diskussion des Jahres 1930 und blieben damit weit hinter dem Reflexions-Niveau des Heer-Buches zurück. Grund ist, daß sich das Gespräch schnell auf das Pro und Kontra einerösterreichischen N ationeinengte, in diese Frage verbiß, sie umkreisend nicht mehr von ihr loskam.

Die blitzartige Einsicht, mich selbst, den um eine halbe Generation Jüngeren betreffend: Es ist der Begriff der Nation, der mich nicht mehr interessiert, seit ich die Eigenstaatlichkeit Österreichs nicht mehr ernsthaft in Frage gestellt sehe.

Friedrich Heer betrauerte die „Unfähigkeit zu trauern", und Viktor Reimann meinte, es sei kein Wunder, daß die Nationalsozialisten sich nach dem Krieg nicht viel um das Schicksal der Opfer kümmerten. da man sie selbst so hart angefaßt habe.

Die wesentlichen Auseinandersetzungen von heute betreffen nicht die Nation, sondern unsere Teilnahme oder Nichtteilnahme am Schicksal unseres Nächsten.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung