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ödipus im Wintergarten

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(Burgtheater, Wien; „ödipus Tyrann” und „ödipus auf Kolonos” von Sophokles) Die Aufführung beider Stücke an einem Abend bestätigt die Richtigkeit dieses Konzeptes. Der innere Zusammenhang der mit jahrzehntelangem Abstand entstandenen Werke wird deutlich. Die Szenen, in denen der sterbende ödipus auf Kolonos den Vergleich zwischen seiner ohne Wissen und Wollen entstandenen Schuld und dem Handeln derer zieht, die bewußt niederträchtig gehandelt haben und ihn verdammten, könnte tatsächlich wie Fortsetzung und Schluß einer Tragödie wirken -fände die Regie auch den gemeinsamen formalen Nenner.

Das ist Götz Friedrich leider nicht gelungen. Rolf Boysen als ödipus ist in einigen Szenen sehr intensiv, in anderen nur laut, und im zweiten Teil glaubwürdiger und stärker als im ersten. Es ist aber auch schon das einzige, was die beiden Teile verbindet.

Der Rest ist teils Aluminium-Antike, teils geschmäcklerischer Leerlauf, der zweite Teil könnte „ödipus im Wintergarten” heißen. Mit mehr als fünf Leuten auf einmal weiß Götz Friedrich überhaupt nichts anzufangen, und seelische Erschütterung setzt er mit Vorliebe in muskuläre Leerläufe um. Und Rudolf Melichar als Kreon scheint gerade von einer Ottokar-Probe zu kommen, wo er den Habsburger spielt.

Doch die Wucht dieses Textes setzt sich gegen jede Regieschwäche und auch gegen die Übersetzung des ersten Stücks durch Heiner Müller durch.

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