6920720-1981_43_15.jpg
Digital In Arbeit

Eine heile Welt fiir den Mann

Werbung
Werbung
Werbung

Im Goethe-Jahr werden viele Theater Goethe spielen. Der Griff des Theaters in der Josefstadt nach dem nicht für die Bühne geschriebenen, schon zu Goethes Lebzeiten für sie bearbeiteten Versepos „Hermann und Dorothea" ist zu begrüßen.

Es hätte wenig Sinn, sich 150 Jahre nach Goethes Tod nur das zu Gemüte zu führen, was sich glatt vereinnahmen läßt. „Hermann und Dorothea" kann heute nur zwiespältig aufgenommen werden.’^icht so sehr an Goethes damals noch rein negativer Reaktion auf die Französische Revolution wie an seinem ungebrochen paternalistischen Bild von der Frau muß sich unser Widerspruch entzünden.

Dorothea ist, ähnlich Goethes

Stella, weniger eigenständiger Mensch als Projektion männlicher Wünsche und gerade darum eine so starke Bühnenfigur. Die schöne Welt dieses Epos ist eine politisch schon zerbrochene, für den Mann als Mittelpunkt der Welt noch heile.

Hermann Kutscher hat das brüchige Idyll als Bearbeiter und Regisseur pfleglich behandelt - statt es zu denunzieren, läßt er es in den hochästhetischen Bühnenbildern von Peter Pongratz auferstehen.

Amadeus August ist in der als schwach geltenden Rolle des Hermann ein gleichwertiger Partner für Adelheid Picha. An der Hexameter-Sprache wurde hart gearbeitet: Sie klingt stellenweise antiquiert, doch niemals nanieren.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung