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Eine Rolle für Martha Wallner

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(Akademietheater, Wien; „Maria kämpft mit den Engeln“ von Pavel Kohout) Wien erlebte die Uraufführung eines durch und durch anständigen Stückes mit intensiven Szenen und einigen Mängeln.

Eine wegen ihrer Charta-77-Un- terschrift kaltgestellte Schauspielerin soll wieder spielen. Eine Falle? Ein ehrliches Angebot? Sie wird nicht nur von „Geheimengeln“ beschattet, sondern auch von Engeln verfolgt, die nur sie sehen kann.

Die politischen Probleme vermischen sich mit denen einer Frau, für die ein Unfall und der Tod ihres Kindes zum Ausgangspunkt einer Krankengeschichte wurde.

Damit bekommt das Stück auf der einen Seite die vom Grundeinfall geforderte zweite, irreale Handlungsebene. Aber auf der anderen Seite kann der Zusammenbruch der Frau ebenso auf ihre Krankheit zurückgeführt1 werden wie auf ihr Leiden am politischen Druck. Zumal am Ende auch noch ihr Mann zu sterben scheint, was aber in der ansonsten eher zu handfesten Inszenierung von Leopold Lindtberg nicht genau erkennbar wird.

Großartig sind alle jene Szenen gelungen, in denen Kohout die Unmenschlichkeit in der Sprache ihrer Sachwalter erkennbar macht. Die ausländischen Reporterinnen, die die Haft eines Mißliebigen als Emanzipationschance für seine Frau begreifen, stehen an der Grenze zur Parodie.

Großartig ist vor allem und allen Martha Wallner in der Hauptrolle. Sie gibt der Maria das Schillernde, die Zwischentöne, die Glaubwürdigkeit der Gesinnung. Unbegreiflich, daß diese Darstellerin so selten zu sehen ist.

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