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Selbstzitate

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(Die Komödianten, Wien; „Rund um den Kongreß" von ödön von Horväth) Das frühe, erst lang nach Horväths Tod uraufgeführte Stück ist schwach, es verläuft im Sand, enthält aber einige starke Szenen, die Horväth allerdings in anderen Stücken verwertete, nachdem er dieses wieder in der Schublade verschlossen hatte.

Gerhard Jax tat ähnliches mit diesem Stück. Er verwertete es, statt es zu inszenieren. Er benützte es als Rohmaterial für einen Abend, an dem die heutigen Komödianten die einstigen Komödianten zitieren, an dem ein Ensemblesich selber abschaut, wie es sich (einst) räusperte und wie es spuckte.

Mit der alten Methode der Komödianten, das Wesentliche eines Textes zu erfassen, hat das wenig zu tun - und neue Wege werden nicht gesucht.

Die Luise Gift, die alternde auf Illusion angewiesene, jeder Illusion beraubte Prostituierte, könnte dem dramaturgisch verhauten Stück Zusammenhalt geben. Gerhard Jax Führt Hannelore Rohrer mit nachtwandlerischer Sicherheit an der Rolle vorbei. Sie spielt die Luise mit auswärtsgedrehten Füßen und eckigen Bewegungen als Großstadt-Dorftrottel. Raimund Lang spielt keinen Zuhälter, sondern einen Schauspieler, der sich krampfhaft um die Stilisierung eines Zuhälters bemüht.

Der Kongreß, der die Prostitution angeblich bekämpft und in Wirklichkeit eher das Gegenteil tut, wird, angeführt von Conny Hannes Meyer als Präsident, zum Wachsfigurenkabinett, zur Monstrositäten-schau. Ergebnis: Die Schärfe der Anklage bleibt auch auf der Strecke.

. Dafür steigen unter der Bühne Blasen aus einem Sumpf. Wohl von wegen Symbolik.

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