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Ein Liebenswerter

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Als ich ihm vor nicht ganz 30 Jahren im Büro der Wiener Seces-sion zum ersten Mal gegenübersaß, ahnte ich nichts von seinen 65 Jahren. Und hätte er sie mir verraten, hätte ich ihm nicht geglaubt. Aber es muß schon stimmen: Der „Indianer" mit dem kupferrötlichen Teint und dem scharfgeschnittenen, edlen Häuptlingsgesicht muß damals schon 65 gewesen sein. Sonst hätte er ja nicht dieser Tage seinen 93. Geburtstag feiern können.

Er heißt Rudolf Haybach, „der Haybach", und die Wiener Seces-sion hatte nach dem Krieg in Ingenieur Haybach das, was sie brauchte: einen zielbewußten Organisator, der keinen Wert auf Freizeit legte. Erinnern wir uns: Das „Krauthappel" verbogenes Metall, im hinteren Saal freier Blick in den Himmel.

Damals war Haybach alles, nur kein Maler. Heute ist er's wieder. Und als solcher ein Phänomen: einer, der mit 83 Jahrenden Pinsel in die Hand nahm und seinen eigenen Stil fand. Einen überaus einfachen, schönen, überzeugenden, nur auf den ersten Blick „naiv" wirkenden Stil. Er malt Landschaften mit Bäumen und Häusern, keine Menschen. Aber Bilder, die den Menschen etwas geben: Sie strahlen Ruhe aus, Frieden, Positives, Wärme. Der einst von Gütersloh Beeinflußte, der Entdecker und erste Verleger Doderers, hat ein bedeutendes Spätwerk geschaffen.

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