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Ein Muskelprotz

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(Staatsoper, Wien; „Samson und Dalila" von Camille Saint-Saens) Als dramatischer „Reißer" hat sich Saint-Saens' in Wien zuletzt in der Zwischenkriegszeit gespielter „Samson" nie erwiesen. Ein Drei-einhalbstundenkoloß voll kühl schimmernder, irisierender Regenbogenmusik, die nur durch ein exklusives Staraufgebot zur Attraktion wird. Diese Aufgabe erfüllen Agnes Baltsa und Placido Domingo in den Titelpartien mit Bravour: Sie als Mädchen, dem die Rache am politischen Gegner eine perfide Lust ist; die Baltsa spielt und singt Dalila katzenhaft verführerisch, genau im Ausdruck und ohne Rücksicht auf den Schöngesang. Er als biblischer Muskelprotz, der die Hände ringen und strahlende Töne produzieren muß.

Götz Friedrich begnügt sich in seiner Regie in Gianni Quarantas riesigem, ödem Betonpfeilerbau mit szenischer Starre: Jüdische Sklaven im Keller, die Philisterelite im Oberstock, wo auch das dürftige Bacchanal in Jürg Burths langweiliger Choreographie abschnurrt. Lediglich im Prolog zeigte Friedrich Aktualität: Juden an der Klagemauer. Diese Szene berührt. Georges Pretre musiziert mit den Philharmonikern voll Klangsinnlichkeit, in der Begleitung der Sänger erweist er sich eher als scharf und unnachgiebig.

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