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Ein Tabu fällt um

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Ein Tabu beginnt zu wanken. Unterrichtsminister Herbert Moritz wagt es bereits, sich zur Elitenbildung zu bekennen. Und sein Hausgenosse Heinz Fischer läuft — laut ,J?resse“ — mit dem neuen Rektorenobmann Walter Kemmerling in der Forderung nach einer qualitativen — statt quantitativen -Ausbildung an den Universitäten parallel.

Moritz' Einschränkung, es könne sich ausschließlich um Leistungseliten handeln, geht ins Leere. Niemand hat die Rückkehr zu Geburtsoder Standeseliten gefordert.

Mit dem Bekenntnis des Ministers wird man darangehen können, die negativen Auswirkungen des an sich richtigen Slogans der SPÖ aus den sechziger Jahren .JVfehr Kinder in die höhere Schule“ zu beseitigen. Man wird die Gymnasien — und nicht zuletzt die privaten — wieder darauf ausrichten können, im Dienst der angepeilten Elitenbildung zu wirken.

Ob der richtige Weg dazu eine möglichst späte Selektion ist, oder ob die spezielle Förderung nicht schon früh ansetzen muß, wird sichrer noch lange Streitfrage der Pädagogen sein. Daß kein Kind, dessen Begabung erst später zum Vorschein kommt, vom weiteren Aufstieg ausgeschlossen werden darf, ist klar.

A ber noch eines: Eliten, die ausschließlich durch Leistung ausgewiesen werden, genügen nicht — sie müssen sich auch durch Verantwortungsbereitschaft und Charakterstärke auszeichnen. Das Fehlen solcher Eliten läßt sich heute unschwer an den „sauren Wiesen“ messen.

Auch das ist eine Forderung, die an die Schule von morgen gestellt werden muß, ein Punkt, über den man endlich reden sollte.

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