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Ein Totentanz

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Förmlich verblüffend ist die jugendliche Kraft, die aus dem Alterswerk des spanischen Nobelpreisträgers 1989, Camilo Jose Cela, spricht. Der Verfasser des berühmten Romans „Der Bienenkorb" hat mit diesem unlängst übersetzen Werk den Beweis dafür angetreten, daß seine poetische Stärke ungebrochen ist.

Cela geht es wieder um „sein" Thema, wenn er die Geschichte der galicischen Familienclans vor dem Hintergrund des Spanischen Bürgerkriegs schildert. Eine archaisch-bäuerlich geprägte Gesellschaft ändert auch trotz revolutionärer Umwälzungen nicht ihr Gesicht. Blutrache und die animalische Derbheit des Lebensvollzuges werden leitmotivisch von der Totenmusik einer Mazurka begleitet.

Die Vielstimmigkeit dieser verwirrenden Textpartitur fasziniert, die genialische Dialogregie, welche sich harmonisch in die atmosphärisch verdichtete Prosa einordnet, überzeugt. Cela geht illusionslos an das elementare Menschentum heran. Seine „realistisch-magische" Sprache muß daher manchmal ins Gewaltsame und Obszöne abgleiten, was jedoch niemals den Eindruck des Gesuchten oder Peinlichen macht. Wenn ein Kritiker einmal davon schrieb, daß aus Celas Prosa immer nur der Mensch selbst und - nahezu - er allein spricht, dann hat es damit seine Richtigkeit. Ein meisterhafter Roman, an dem man nicht vorübergehen sollte.

MAZURKA FÜR ZWEI TOTE. Von Camilo Jose Cela. Aus dem Spanischen von Carina von Enzenberg und Hartmut Zahn. Piper Verlag, München 1991. 328 Seiten, öS 310,40.

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