Ein gutgebauter Thriller — oder eine Utopie, die morgen schon Wirklichkeit werden kann? Das Thema „Umweltverschmutzung“ liat die Phantasie des Autors angeregt. Man nehme: einen riesigen, vollbeladenen Supertanker (320.000 Tonnen), ein Geheimkommando, bestehend aus Idealisten, gewinnsüchtigen Abenteurern und natürlich auch ^in paar hübsche Mädchen, und dazu die Mafia, nationale und interstaatliche Politik — was kann da noch schiefgehen, um ein spannendes Buch daraus zu mixen? Das heißt: schiefgehen könnte allerhand, wenn nämlich die 320.000 Tonnen Rohöl wirklich ins Mittelmeer ausströmten, um dieses in eine tote Kloake, ohne Flora, ohne Fauna, vor allem aber ohne Touristik zu verwandeln.
An diesem Punkt schaltet sich die Mafia ein. Sie versucht ihrerseits, das Schiff in die Luft zu sprengen, während die italienische Küste durch entsprechende Vorrichtungen so abgesichert werden soll, daß sie keinen Schaden erleidet und die einzig völlig 'konkurrenzlose Oase des Fremdenverkehrs im Mittelmeer bildet. Hier wird der Roman „Das Ultimatum“ zur köstlichen politischen
Satire. Hoffen wir, daß den Italienern doch etwas Besseres einfällt, um ihre wirtschaftlichen Probleme zu lösen.
Ein modernes Gruselbuch also? Nun, vielleicht auch etwas mehr. Das Anliegen des Helden Jdhan Vinckel, die Weltöffentlichkeit auf die ungeheuren Gefahren aufmerksam zu machen, die der Einsatz der'„ölele-fantten“ bedeutet, ist ja durchaus ernstzunehmen. Es braucht gar keine Verschwörer und Verbrecher, und auch die „Cosa Nostra“ braucht nicht einzugreifen, es hat schon Unglücksfälle gegeben, die riesige Meeresund Küstengebiete durch Ölpest verseuchten.
Dieser Tage brachte eine Wiener Tageszeitung die Meldung, der US-Geheimdienst habe in Erfahrung gebracht, daß Terroristen im Persischen Golf einen Supertanker kapern wollen, um damit den Westen zu erpressen. Vermutlich als spektakuläre Racheaktion für die Geiselbefreiung von Entebbe. So sieht heute die Wirklichkeit aus.
DAS ULTIMATUM. Von Paul B onne c ar r er e. Gustav-Lübbe-Verlag, Bergisch-Gladbach, 328 Seiten, öS 229.50.
