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Ein weiteres Kapitel zu einer unendlichen Edition

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Die Editionsgeschichte von Chamissos „Peter Schle-mihls wundersame Geschichte” scheint eine unendliche zu sein, wobei zu bemerken ist, daß die einschlägige „Bibliotheca Schlemihliana” leider seit 1919 keine Nachfolgerin gefunden hat.

Kein Zweifel, der französische Emigrant und preußische Offizier Adelbert von Chamisso (1781 bis

1838) hatte viel Vagantisches an sich. Nicht zuletzt nahm er bekanntlich auch als Naturforscher an einer Weltreise teil. Sein berühmtes, beinahe in alle Sprachen übersetztes Märchen vom verkauften Schatten hat im Laufe der Bezeptionshistorie manche Deutung erfahren, und wenn in realistisch-bürgerlichem Stil von den sprunghaften Begebenheiten eines eigentlichen Identitätsverlustes berichtet wird, so spiegelt sich darin nicht nur des Dichters mühevolles Hineinwachsen in die deutsche Prosa wider, sondern gerade eben auch die Fragwürdigkeit der quasi bodenlosen poetischen Existenz, der letztlich auch die Bomantik keinen wirklichen Grund mehr schenken konnte.

Die Zeitlosigkeit dieser Thematik benötigte an sich keine äußerlichen Modernisierungen, jedoch ist die künstlerische Gestaltung dieser Neuausgabe einigermaßen reizvoll. A. R. Pencks expressive Farbillustrationen scheinen Schle-mihls innere Zerrissenheit zu unterstreichen, allerdings trägt die Grotesk-Schrift nicht zur nötigen Konzentration des Lesers bei.

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