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Eine Kindheit"

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Paula Grogger, bald 90 Jahre alt, erzählt in ihrem neuen Buch „Der Paradeisgarten" die Geschichte ihrer Kindheit vom vierten bis zum fünfzehnten Lebensjahr: Erinnerungen, so frisch und unmittelbar, wie sie das hohe Alter Menschen beschert, die lebendig geblieben und weise geworden sind.

Aus der Perspektive der kleinen Paula rückt deren große Familie und die weitere Umwelt ihres steiri-schen Heimatdorfes öblarn ins Blickfeld. Das Volksleben in der Steiermark um 1900, religiöses, oft heidnisch gefärbtes Brauchtum, die Feste des Jahres, werden breit und behäbig geschildert. Bäuerliche Nachbarn und Verwandte, die Lehrer der nur zweiklassigen Volksschule, die Hautevolee des Dorfes; „blaublütige Herrschaften" aus der Umgebung mit ihren städtischen Gästen, die auf Paula großen Eindruck machen, bevölkern die Bühne ihret Erinnerungen. Dazu die vom Grim-ming beherrschte Landschaft des Ortes.

„Die große Welt" draußen ist spärlich in diesem Kinderleben vertreten. Zwei Reisen nach Salzburg und Ischl mit den Eltern, ein paar aufgeschnappte politische Bemerkungen - Paula interessiert das wenig. Ihren unersättlichen Wissensdurst stillt sie durch Bücher, deren Lektüre sie zu ehrgeizigen Berufsplänen anregt. Sie will Dichterin, Schauspielerin, Malerin werden und muß sich schließlich mit einer Ausbildung zur Lehrerin im Salzburger Ursulinenkloster begnügen.

Ein Glanzstück der Erinnerungen ihr erstes Heilig-Geist-Amt dort, in dem sie versucht, dieTextedes Hochamtes in deutsche Reime zu übersetzen und phantastischen Backfischträumen nachhängt - ein kunterbuntes Gemisch zwischen Schwärmereien und Skrupeln wegen eingebildeter Sünden.

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