Die junge Historikerin Barbara Beuys analysiert in ihrer Geschichte der deutschen Familie im Zeitraum von 2000 Jahren (die Germanen inbegriffen) verschiedene Formen des Zusammenlebens, unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der Frau in den vergangenen Epochen.Die Autorin kommt bei ihren Forschungen zu neuen Ergebnissen, die denen vieler ihrer Fachkollegen widersprechen. Zum Beispiel: die vielbeschworene „Großfamilie“ konnte sich, aufgrund der kurzen Lebensdauer der Menschen früherer Zeiten, erst im 19. Jahrhundert entwickeln. Das einem tyrannischen Patriarchen
Gaetano -Tumiatis autobiographischer Roman „Das Gipskorsett“ erzählt von exemplarischen Erfahrungen seiner Zeitgenossen. Der Autor, ein Mailänder Journalist, macht die seltsame Entdeckung, daß ein Gipskorsett, das er infolge eines kranken Rückenwirbels angepaßt bekommt, seine Schlaflosigkeit beseitigt.Seine Frau äußert die kluge Überlegung, daß er, durch den Verlust anderer „Korsette", die ihm Sicherheit gaben - in der Kindheit seine Familie, in seiner Jugend der Faschismus, später die unerfüllt gebliebene Hoffnung gesellschaftlicher Veränderungen - seine
Die faszinierenden Kurzgeschichten der bisher unbekannten jungen Amerikanerin Jayne Anne Phillips kreisen um sehr verschiedene Gestalten, unter denen Außenseiter der Gesellschaft überwiegen. Ob die Autorin den Schicksalen von Hippies, Rauschgiftsüchtigen, Prostituierten beiderlei Geschlechts, Kriminellen, aber auch ■ Bürgern der Mittelklasse nachgeht - immer überrascht ihre Sensibilität für das jeweilige Milieu und die ihm angepaßte Sprache.Welche Themen immer Mrs. Phillips aufgreift: Mann-Frau- oder Eltern-Kind-Beziehungen, durch Umweltbedingungen oder persönliche Veranlagungen
Jane Austen (1775 - 1817), viel gepriesen als Autorin der englischen bürgerlichen Gesellschaft ihrer Zeit, konnte ihr letztes Werk aus Gesundheitsgründen nicht mehr vollenden. In den siebziger Jahren hat nun Marie Dobbs den gewagten Versuch unternommen, das Fragment zu Ende zu schreiben, wie es auf Grund des gleichförmigen Schemas der Romane der Jane Austen und der noch von ihr eingeführten Personen zu erwarten gewesen wäre. Ein geglückter Versuch.Der heutige Leserkreis der Jane Austen ist freilich beschränkt. Ihre einfache Welt ist von der unseren mit allen ihren Konflikten und
Erna Schwemer-Uhlhorn setzt sich in ihrem Roman „Zum Erfolg verurteilt“ unter einem interessanten Blickpunkt mit deutschen Entwicklungsphasen nach dem Zweiten Weltkrieg auseinander.Ort der Handlung ist das rückständige kleine norddeutsche Bad Marienfelde, dessen Einwohner Anfang der 50er Jahre durch den Bau einer Erdäpfel verarbeitenden Fabrik eines amerikanischen Konzerns aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen werden!Die Agilen und Wendigen unter ihnen erfreuen sich eines steilen materiellen Aufstiegs, wie etwa der junge Bäckermeister Martin Berger, der seinen schnell erworbenen
Ausnahmesweise steht in diesem Roman Irmgard Keuns ein Mann im Mittelpunkt, den sie seine Geschichte selbst erzählen läßt: die Geschichte eines glücklichen Pechvogels, der sich im Nachkriegsdeutschland schlecht und recht durchschlägt, von anderen ausnützen läßt, weil er schwer „nein“ sagen kann, wenn ihn jemand um etwas bittet, und der doch nie seinen Humor verliert.Vor Kriegsbeginn hat dieser Ferdinand Timpe plötzlich eine Braut, die er kaum kennt, die aber während des Krieges auf ihn wartet, und ihm, nachdem er sich jahrelang für sie und ihre Familie aufgeopfert hat, erklärt,
Achtzehn Liebesgeschichten unserer Zeit, in denen die Menschenfreundlichkeit des Autors gegenüber seinen Figuren auffällt. Er berichtet von alltäglichen Schicksalen: flüchtigen Begegnungen junger Paare, nicht auf eine gemeinsame Zukunft ausgerichtet, die doeh Spuren hinterlassen; von schal gewordenen alten Ehen und auch vom „kleinen Glück“, durch Bescheidung gelernt.In zwei eindrucksvollen Ge- , schichten rückt Weissenborn die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern ins Blickfeld. In der einen verbieten die Eltern ihrem kleinen Sohn den Verkehr mit einem alten Mann,
Eine Krankheits- und zugleich eine sehr innige Liebesgeschichte. Allein Anne, die Freundin Martins, der durch einen Unfall nicht mehr sprechen kann und zunächst unansprechbar ist, nimmt den Kampf um die Besserung des Zustandes des jungen Mannes auf. Alle anderen, Freunde, Verwandte und auch die Ärzte sehen in dem Patienten einen unheilbaren Fall. Anstatt sich um Martins Aufnahme in ein Rehabilitationszentrum zu bemühen, wird er in die Psychiatrische Station des Spitals abgeschoben, in der ihm, durch Anpassung an die dortigen Gegebenheiten, weiterer geistiger Verfall droht.Neben dieser
Ein geräumiges Haus mit einem großen Garten, nach draußen abgeschirmt durch eine feste, undurchsichtige, grün umrankte Holzwand. Bewohnt wird das Haus von Papa, dem Chef eines Industriebetriebes, von der Mammi, die meistens, auf Beobachterposten, in der Veranda zu finden ist, und von vier eigenen und zwei Adoptivkindern des Ehepaares. Nicht zu vergessen das zahlreiche, teils namenlose Personal.So war das halt noch in den dreißiger Jahren, bis in den Zweiten Weltkrieg hinein, in den großbürgerlichen Häusern, nicht nur in Österreich.Dann ist da noch Seymour, ein fiktiver Besucher, dem
Nach Martin Walsers erstem Band seiner Chronik der am deutschen Bodensee-Ufer lebenden großen Zürn-Sippe, liegt nun die Geschichte des Dr. Gottlieb Zürn vor.In seinem Beruf als Makler ebenso erfolglos, wie hilflos als Ehemann und Vater von vier Töchtern in schwierigem Alter, ist er der geborene Anti-Held. Ein Zauderer ohne Selbstvertrauen, der über endlosen Grübeleien das Handeln im rechten Augenblick versäumt. Ein Mann von ständigen Skrupeln und Alpträumen geplagt; nie eins mit sich selbst und infolgedessen für eine schier unerträgliche Anpassung an den jeweiligen Partner und die
Paula Grogger, bald 90 Jahre alt, erzählt in ihrem neuen Buch „Der Paradeisgarten" die Geschichte ihrer Kindheit vom vierten bis zum fünfzehnten Lebensjahr: Erinnerungen, so frisch und unmittelbar, wie sie das hohe Alter Menschen beschert, die lebendig geblieben und weise geworden sind.Aus der Perspektive der kleinen Paula rückt deren große Familie und die weitere Umwelt ihres steiri-schen Heimatdorfes öblarn ins Blickfeld. Das Volksleben in der Steiermark um 1900, religiöses, oft heidnisch gefärbtes Brauchtum, die Feste des Jahres, werden breit und behäbig geschildert.
Mary E. Pierce beschwört in ihrem bezaubernden Buch „Apfelbaum, neig deine Zweige” eine verlorene Welt. Sie erzählt die Geschichte einer auf dem Land lebenden englischen Familie zu Beginn unseres Jahrhunderts.Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht der Großvater Tewke, ein wohlhabender, sehr eigenwilliger Tischlermeister, der strenge Zucht in seinem Haus und seiner Werkstatt führt. Der Sohn wird Pferdehändler, nicht Tischler, und muß das elterliche Haus verlassen. Nach seinem frühen Tod ziehen dessen Frau und die Enkelin Eliza zum Großvater, die sich seinem Eigensinn gewachsen zeigt