Achtzehn Liebesgeschichten unserer Zeit, in denen die Menschenfreundlichkeit des Autors gegenüber seinen Figuren auffällt. Er berichtet von alltäglichen Schicksalen: flüchtigen Begegnungen junger Paare, nicht auf eine gemeinsame Zukunft ausgerichtet, die doeh Spuren hinterlassen; von schal gewordenen alten Ehen und auch vom „kleinen Glück“, durch Bescheidung gelernt.
In zwei eindrucksvollen Ge- , schichten rückt Weissenborn die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern ins Blickfeld. In der einen verbieten die Eltern ihrem kleinen Sohn den Verkehr mit einem alten Mann, der ihm mehr bedeutet als alles andere in der Welt. In der anderen läuft ein Zwölfjähriger davon, nachdem er durch Zufall erfahren hat, daß er nicht das Kind seiner „Eltern“ ist. Er darf, nachdem er krank noch rechtzeitig aufgefunden wird, erfahren, daß diese Eltern ihn lieben.
Viel Verlorenheit, Bindungslosig- keit und Angst in diesen Geschichten, die fast alle kein happy end haben. Keine idyllischen Liebesgeschichten also. Weissenborn ist ein ebenso kluger wie anteilnehmender Beobachter von Zeitschicksalen. Er ist auch ein Erzähler von literarischem Rang, „der seinen Lesern, ohne aufgehobenen Zeigefinger die oft vergessene Botschaft gibt, daß die Bewährung von Liebe nur durch persönlichen Einsatz realisierbar ist.
DAS HAUS DER HÄNFLINGE. Von Theodor Weissenborn. Kerle-Verlag, Freiburg/ Heidelberg 1980. 191 Seiten. öS 192,50