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Glücklicher Pechvogel

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Ausnahmesweise steht in diesem Roman Irmgard Keuns ein Mann im Mittelpunkt, den sie seine Geschichte selbst erzählen läßt: die Geschichte eines glücklichen Pechvogels, der sich im Nachkriegsdeutschland schlecht und recht durchschlägt, von anderen ausnützen läßt, weil er schwer „nein“ sagen kann, wenn ihn jemand um etwas bittet, und der doch nie seinen Humor verliert.

Vor Kriegsbeginn hat dieser Ferdinand Timpe plötzlich eine Braut, die er kaum kennt, die aber während des Krieges auf ihn wartet, und ihm, nachdem er sich jahrelang für sie und ihre Familie aufgeopfert hat, erklärt, er sei für sie nur „ein Mann für unnormale Zeiten“ gewesen. Ähnlich geht es ihm mit seinen sonderbaren Freunden, und auch mit seiner exzentrischen Kusine Johanna.

Nur seine köstliche Mutter Laura will nichts von Ferdinand. Bei ihr genießt er „das gute und unhaltbare Glück: Ich bin zu Hause.“

Irmgard Keun schrieb zu ihrem erstmals 1950 erschienenen Roman, der nun m einer Neuauflage vorliegt, an ihrem Ferdinand habe sie erweisen wollen, „daß sogar eine provisorische Existenz ihren Reiz haben kann“. Das ist ihr großartig gelungen. Eines der vergnüglichsten Bücher, die ich je gelesen habe.

FERDINAND, DER MANN MIT DEM FREUNDLICHEN HERZEN. Von Irmgard Keun. Claassen-Verlag, Düsseldorf 1981, 263 Seiten. öS 184.80

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