Gaetano -Tumiatis autobiographischer Roman „Das Gipskorsett“ erzählt von exemplarischen Erfahrungen seiner Zeitgenossen. Der Autor, ein Mailänder Journalist, macht die seltsame Entdeckung, daß ein Gipskorsett, das er infolge eines kranken Rückenwirbels angepaßt bekommt, seine Schlaflosigkeit beseitigt.
Seine Frau äußert die kluge Überlegung, daß er, durch den Verlust anderer „Korsette", die ihm Sicherheit gaben - in der Kindheit seine Familie, in seiner Jugend der Faschismus, später die unerfüllt gebliebene Hoffnung gesellschaftlicher Veränderungen - seine innere Balance eingebüßt habe, die ihm das Gipskorsett unerwartet wieder schenkte.
Und tatsächlich: Durch seine Krankheit versöhnte sich Tumiati wieder mit sich selbst und findet unverstellten Zugang zu seiner Umwelt und den Mitmenschen. In seinen eigenen Erfahrungen - detailliert in typisch italienischem Milieu geschildert - spiegeln sich allgemein gültige Probleme unserer Zeit.
Ein wesentliches und hilfreiches Buch für Leidensgenossen, die wir mehr oder weniger alle sind.
DAS GIPSKORSETT. Von Gaetano Tumiati. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt/Main 1980. 343 Seiten. öS 246.40