„Die UNO ist eine Schande unseres Zeitalters, und wir überlegen eine Anklage beim Internationalen Gerichtshof gegen diese impotente Weltorganisation wegen Teilnahme an einem Genozid. Die UNO hat uns das Grundrecht auf Leben und Verteidigung genommen.” Soweit der bosnische Außenminister Haris Silajdzic in einem Interview mit „Der Standard”. . Eine Schande - ja, mehr noch: katastrophal. Denn, was in Bosnien geschieht, ist die Offenbarung der totalen Aushöhlung des Wertekanons, dem der Westen vorgeblich anhängt, Zynismus in Reinkultur. Worte wie Völkergemeinschaft, Solidarität, Selbstbestimmung, Kriegsverbrecher verlieren jegliche Bedeutung, wenn die Großmächte und die internationalen Organisationen ein kleines Land daran hindern, sich zu verteidigen, und sich seit Monaten von den Aggressoren (denen man später als Kriegsverbrecher den Prozeß machen will) am Verhandlungstisch mit leeren Sprüchen abfertigen lassen.
Damit verliert die politische Führung im Westen den Rest an Autorität, den sie hatte. Das kann nur verheerend sein in einer Zeit, da überall Gewitterwolken am politischen Himmel aufziehen.
