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Eingeseift

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(Schauspielhaus Graz; „Untertier" von Thomas Strittmatter) Schon wieder nackte Männer im Zentrum einer Grazer Premiere: diesmal sind es drei Jungpolizisten, die einen beträchtlichen Teil der Aufführung unter der Dusche verbringen, verbale Obszönitäten austauschen und sich vom „Bullen"-Geruch befreien, - „nackt und eingeseift".

Eingeseift fühlt sich auch der Besucher dieser Uraufführung (Regie Carl-Hermann Risse), der sich nach den bisherigen Erfolgen des jungen schwäbischen Autors zumindest ein bedenkenswertes Zeit-Volksstück erwartet hatte.

Inhaltlich liegt ein authentischer bundesrepublikanischer Vorfall zugrunde, bei dem ein Türke unabsichtlich von einem Polizisten getötet wurde. An diesem dünnen Faden hängt Strittmatter vierzehn meist kurze Szenen auf, in denen symbolreich in Duschraum und

Doppelbett Sexual- und Potenzprobleme, ein bißchen aktueller Sozialmief und angeblich auch Fragenhierarchischer Strukturen thematisiert erscheinen. Der Text des schmächtigen Geschichtchens läßt an Georg Büchner und an Ödön von Horväth'sche Sprachkürzel denken, deren Alltäglichkeit jedoch durch dick aufgetragene Metaphorik überhöht wird: insgesamt bescheiden in der Argumentation, penetrant in der Symbolik, unausgego-ren und ohne Überzeugungskraft.

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