6856176-1977_16_12.jpg
Digital In Arbeit

Eiskalter Politthriller

Werbung
Werbung
Werbung

Eine riesige Publicity in Presse und Rundfünk ging dem amerikanischen Film „Der Marathon- Mann“ voraus. Um es vorwegzunehmen: er hat sie auch nötig, denn so gut wie seine Stars und der Name seines Regisseurs ist er bei weitem nicht. Hier mußte Schlesingers handwerkliches Können schon am Drehbuch scheitern. Denn was uns wenn nötig im Drama eines amerikanischen Studenten, dessen Vater ein Opfer der McCarthy-Ära wurde und dessen Bruder - Geheimdienstmann! - im Räderwerk seines undurchsichtigen Jobs zugrundeging, aufgetischt wird, ist so voller Ungereimtheiten, daß man sich an den Kopf greift. Dies ist um so bedauerlicher, als ein immerhin relevantes Thema in die Geschichte hineinverwoben wurde: Ein SS-Arzt, der seinen Opfern in Auschwitz Gold aus den Zähnen brach und damit seinen Reichtum in Südamerika begründen konnte (dergleichen gab es immerhin) - bis ihm besagter Student, nachdem er im New York von heute schon unter der Folter des Nazi Verbrechers und seiner Schergen gestanden ist, nach einer effektgeladeneh Verfolgungsjagd den Garaus machen kann.

Auf Effekte hat sich leider Schlesinger diesmal eingeschworen, wobei er auch die selbstzweckhafte Brutalität nicht scheut. Optisch ist ihm der Film zweifellos faszinierend gelungen, und mit Dustin Hoffman in der Titelrolle und Lau- rence Olivier (als „weißer Engel“ von Auschwitz) hatte er zwei Darsteller der internationales Spitzenklasse zur Verfügung. Aber Buch und Regie sind so angelegt, daß die Thematik der Naziverbrechen, der Rassenfrage und die Killerpraxis einander befehdender, oft für zwei Seiten arbeitender Geheimdienste bis zur Unkenntlichkeit entstellt und damit mißbraucht erscheinen. Was durch die vom Sujet her möglichen Ansätze einen hochinteressanten Film hätte ergeben können, wurde in dieser Verarbeitung nur zum wirren, kalten Reißer.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung