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Schwunghafter Kinderhandel

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Der „Madchenhandel nach Siid- amerika" gehbrt einer vergangenen Epoche an. Junge Madchen werden nicht mehr aus Hamburg nach Rio oder aus Marseille nach Buenos Aires gelockt. Dazu ist die Einreise- kontrolle zu scharf, die Passage zu teuer und vor alletm das „ein- heimische Angebot" zu groB.

Der Strom der an diesem „Ge- schaft" Beteiligten aus Europa nach Lateinamerika ist versiegt. Kurzlich fragte man sich sogar, ob er nicht in umgekehrter Richtung beginnt. Eine flndige Reporterin ging in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo der Prostitution nach. Im Gefangnis Miguelete stieB sie auf einen gesprachigen Zuhalter. Er sagte ihr: „Vor einiger Zeit War ich Mode. Die Frauen rissen sich um mich. Aber jetzt Ich habe mir in den Kopf gesetzt, nach Deutschland zu gehen. Ein Kollege, noch dazu funf Jahre alter als ich, ist vor acht Monaten hingereist. Er schreibt, daB er dort Geld scheffelt “

Dagegen wird dem Kinderhandel in Sudamerika zu geringe Aufmerk- samkeit gewidmet. Er ist zunachst an der Paziflkkuste, aber auch in Bolivien, zu beobachten. Die primitive Indio-Bevblkerung ist uberaus kinderreich, woraus das Folgende verstandlich wird. In elenden Ver- haltnissen bekommt die Frau jedes Jahr ein Kind. So sehr es der EtMk in einer uralten traditionsgebundenen Gesellschaft zu widersprechen scheint, werden Sauglinge und Klein- kinder zuweilen verkauft, wobei emotionelle und merkantile Motive zusammenwirken. Den naturlichen Eltem geht es nicht immer um den Kaufpreis. Sie betrachten es oft als Gluck fiir das Kind, iil das „reiche Haus“ eines WeiBen zu kommen. Die Kauferin zieht sich eine billige Arbeitskraft auf, behandelt sie aber als „zur Familie gehbrig".

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