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Still ruht der See...

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Die „Furche“ hat vor Jahr und Tag eine Lanze für den Weißensee in Kärnten gebrochen. Es war kein vergebliches Unterfangen. Die damals geplante Straße vom West- zum Ostufer des Sees unterblieb bis heute, und auch das Großkraftwerk der Draukraftwerke-AG. ist bis heute noch nicht gebaut. Der Weißensee, der schönste aller Alpenseen, hat noch eine Galgenfrist. (Auf die Dauer wird es ihm nichts nützen, denn der zuständige Direktor der Draukraft-werke-AG. sagte damals unserem Mitarbeiter: „Sie und die übrige Presse werden die Umwandlung des Weißensees in eine Kraftwerksanlage für zehn bis fünfzehn Jahre aufschieben können. Am Schluß wird aber die Technik über die Landschaft Sieger bleiben.“)

Dafür geht es jetzt, sicheren Schweizer Nachrichten zufolge, dem Genfer See an den Kragen. Die vielen Autos, die in der Hauptreisezeit, also von April bis fast November, den See entlangfahren, finden keinen Parkplatz mehr. Die Uferstraße auf der Schweizer Seite reicht, obwohl sehr modern ausgebaut und breit, schon lange nicht mehr aus, um' den gewaltigen Verkehr zu bewältigen.

Die kantonalen Behörden der beteiligten Kantone, vor allem also Waadtland, haben daher ihre Absicht kundgetan, dem Verkehr den Vorrang vor dem See zu geben. Das Nordufer des Sees von Lausanne bis Villeneuve soll in den See hinein verbaut und überbaut werden, damit eine neue Autoschne’lbahn mit zahlreichen Parkplätzen gebaut werden kann. Wo sich heute noch die Wellen des Sees im Ufersand brechen, wo sich die herr

liche Berggruppe Les Memises und die Dent d'Oche vom gegenüberliegenden französischen Ufer in diesen Ufergewässern spiegeln, soll künftighin Parkraum für einige tausend Autos geschaffen werden, dazu eine weitere Autobahn auf Stelzen. Vorbei mit der Schönheit der Uferwege. Auch Schloß Chillon wird nicht länger eine Insel sein, zugänglich nur über eine Holzbrücke. Die Autostraße wird bis an seine Mauern herangeführt.

Am französischen Ufer hat man es noch nicht so eilig. Wer den Genfer See in Ruhe und Verträumtheit genießen will, fährt heute schon zum französischen Ufer, zwischen Sankt Gingolphe und Evian. Freilich, wie lange noch?

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