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Erinnerung an György Sebestyen und zugleich Vergegenwärtigung

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Denn ewig ist der Park, der sich in der sulzigen Masse dieses Gehirns irgendein-mal eingeprägt hatte, und ewig sind die schönen Frauenbeine, die irgendeinmal sichtbar geworden, als die Sonne gerade durch die leichte Seide des Rockes geschienen, und ewig existieren die Gesichter mancher Freunde, die in anderen Gehirnen ebenfalls ihren

Abdruck hinterlassen, und also nicht aufgehört haben zu sein. Was aber heißt das: ewig? ..."

So schrieb 1970 Sebestyen über Sebestyen. Sein „Nachruf zu Lebzeiten" war nur eine Gelegenheit, die der Autor gerne nutzte, dem Nachdenken über das Spannungsverhältnis von Zeit und Ewigkeit, von Vergänglichkeit und Dauer Ausdruck zu verleihen. Es zog sich durch sein Lebens-Werk.

Im letzten philosophischen Gespräch an der Universität Würzburg (1989) verglich György Sebestyen die verbindende Wirklichkeit über Zeit und Raum hinweg mit einem „endlosen Billard-Tisch voller Kugeln, die einander berühren können, und wenn ich vor viertausend Jahren eine Kugel berührt habe, das hat auf alle anderen Kugeln Wirkungen gehabt bis in alle Ewigkeit. Das heißt: ich sehe nichts, bisher habe ich nichts gesehen, was wirklich vergangen wäre ... deshalb fühle ich mich im höchsten Maße mit Vergangenem verbunden." Erträglich werde diese „schreckliche oder diese herrliche Last der Vergangenheit" nur durch eine „Selbsterziehung" zum Leben im Augenblick. „Der Augenblick ist dehnbar", wenn es uns gelingt, „das Leben als schöne Kunst" zu gestalten; er kann dann zur Ewigkeit werden. Verewigt wäre so alle Er-Innerung durch geglückte Ver-Gegenwärtigung:

im Innehalten und -werden jedes merk-würdigen Augen-Blicks, der aus Vergangenem herklingend ins Zukünftige weiterschwingt.

Eine Form der Vergegenwärtigung wird die Enthüllung einer Sebestyen-Büste von Oskar Botto-li in der Kremser Landesakademie am 30. Oktober um 10 Umsein, bei der Peter Kampits, Hans Magenschab, Alois Mock und Franz Richter sprechen werden und Elisabeth Orth lesen wird.

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