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Erwachsene als Schulbuben

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(Volkstheater, Wien), Nestroys Possen werden doch wohl im Volkstheater am besten gespielt. Da ambessert kein aufdringlicher Gag wie man das im Akadiemie-theater sah. Gustav Manker läßt als Regisseur Nestroy durch sich wirken, ohne jedwede nur fehl eingesetzte Ubersteigerung. Und der Nestroysche Witz? Für einen einzigen de premiere qualite würde ein Kunstsachverständiger eine Million gewöhnlicher Jamben hingeben, meinte Hebbel, allerdings vor der „Judith-Travestie. Dieser Witz kommt durch Manker zu richtiger Geltung.

Diesmal wird zunächst die Posse „Frühere Verhältnisse“ gegeben, in der die früheren und die nachfolgenden Verhältnisse bei einem Heruntergekommenen und einem Hinaufgekletterten, einem vormaligen und einem nachmaligen Hausknecht, auf-einanderknallen: eine Situation von pralldrolliger Ergiebigkeit.

Es ist dies Nestroys vorletztes Stück von pralldrolliger Ergiebigkeit.

Es ist dies Nestroys vorletztes Stück aus dem Todesjahr, für das man keine Quelle fand. Es folgt die Burleske „Die schlimme Buben in der Schule“, in der es auf jeden Fall eine Mordsgaudi ist, wenn da erwachsene Mannsbilder in kurzen Hosen als Schulbuben auftreten, zu raufen beginnen und allerlei Unfug treiben. Antiautoritäres triumphiert bereits.

Der Schulmeister besteht aus Servilität, Angst und Liebesdie-nerei, sein Vorgesetzter ist ein seniler Trottel. Die Weltsicht aus der Schulperspektive blitzt facettenreich auf.

Die Nestroy-Rollen gibt Heinz Petters. In der Posse ist er als Hausknecht Muffl nur empörtaggressiv, in der Burleske als witzig-frecher Knabe Willibald spürt man auch die Freude an der Überlegenheit Im ersten Stück gerät die präpotente Würde von Harry Fuss als ehemaliger Hausknecht belustigend in arge Bedrängnis, Hilde Sochor glaubt man die Köchin mit pompadourlicher Theatervergangenheit. Herbert Propst kommt als Schulmeister von Maxi Tschunko, ansprechende Biedermeiermusik von Storch und Hebenstreit, von Norbert Pawlicki trefflich eingerichtet.

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