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Etwas verstaubt

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(Theater in der Josefstadt, Wien; „Fast ein Poet“ von Eugene O'Neill) Man muß die alten großen Stücke immer wieder einmal ausprobieren. Eugene O'Neill kam vor hundert Jahren zur Welt, war einer der meistgespielten Autoren auch in Österreich und „Fast ein Poet“ sah man in Wien sogar in größter Besetzung. Heute ist O'Neill out wie Jean Anouilh. Otto Schenk (Regie) gelang es nicht, davon zu überzeugen, daß die Wiederentdeckung dieses Stücks fällig war. Gewiß, die Szene, in der Martin Benrath den Zusammenbruch des Cornelius Melody, seiner Lügen und Selbsttäuschungen spielt, geht zu Herzen. Gundula Rapsen (Sara) spielt den Höhenflug der Gefühle und die Ausbrüche gegen den versoffenen Papa beeindruckend. Und mit Christine Ostermayer gelingt ihr eine ergreifende Mutter-Tochter-Szene.

Doch das Thema des „Fehltrittes“ vor der Ehe, der einer Frau noch nach Jahrzehnten nachhängt, interessiert jetzt und hier nicht mehr und ist noch nicht historisch genug, um schon wieder zu interessieren. Außerdem rumort, auf irisch versoffene, aber leider auch stark schematisierte Weise, Ibsens Lebenslüge in diesem Stück, es wirkt, was bei Ibsen selbst nie der Fall ist, antiquiert. Die Aufführung hat schöne Höhepunkte, dazwischen macht sich der Staub diskret, aber unübersehbar bemerkbar.

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